Pressemitteilung Schienenblockade des Kohlekraftwerks Neurath
Neurath, 05.11.2021. Seit den frühen Morgenstunden blockieren um die 40 Klima-Aktivist:innen die Kohlezufuhr zum Braunkohlekraftwerk Neurath zwischen Aachen und Köln. Neun Aktivist:innen haben sich dafür an zwei Stellen an den Gleisen der Kohlebahn festgekettet. Sie fixierten sich dafür an Betonfässer und an Zementblöcke, die unter die Schienen gegossen sind. Anlass für die Aktion ist die Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow, Schottland.
„Die Weltklimakonferenz findet seit 26 Jahren statt. Seitdem sind die CO2-Emissionen um 60 % angestiegen. Wir brauchen mehr als leere Versprechungen! Der Kern des Problems wurde während keiner der vergangenen COPs angegangen. Seit Jahrhunderten bereichert sich der globale Norden an Arbeitskräften und Ressourcen des globalen Südens. Um die Klimakatastrophe aufzuhalten, müssen wir dieses neokoloniale, kapitalistische System überwinden. Wir solidarisieren uns mit den Menschen im Globalen Süden, die seit langem gegen koloniale Machtstrukturen Widerstand leisten und fordern globale Gerechtigkeit!“, sagt Nora Radwer, eine Sprecherin der Aktionsgruppe „Block Neurath“.
Das momentan blockierte Kraftwerk Neurath ist das größte Kohlekraftwerk in Deutschland und das zweit größte in der EU. Es ist für die Emissionen von 32,1 Mio Tonnen CO2 im Jahr verantwortlich. Dies entspricht ungefähr den jährlichen CO2 Emissionen von Neuseeland. Die Kohle, die in Neurath verbrannt wird, kommt auch aus dem Tagebau Garzweiler, für dessen Erweiterung das Dorf Lützerath sowie fünf weitere Dörfer zerstört werden sollen. Der letzte Lützerather Landwirt Eckhardt Heukamp wehrt sich derzeit vor Gericht gegen die Enteignung durch RWE und das Land. Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster wird im Januar erwartet. Die Enteignung soll im Namen des Gemeinwohls passieren.
„Wir blockieren das Kohlekraftwerk Neurath, denn RWE setzt mitten in der Klimakrise weiter auf dreckigen Kohlestrom. Unter Lützerath liegen 650 Millionen Tonnen Kohle, die RWE verbrennen will. Der Profit von RWE dient mit Sicherheit nicht dem Gemeinwohl! Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, darf kein Dorf mehr abgerissen werden, nirgendwo!“, so Lou Kamphuis zu der Aktion.
Die Blockade findet im Rahmen der Aktionstage „COPy and Waste: Big Words, No Impact“ statt. Parallel zu den Klimaverhandlungen sind in der ersten Novemberhälfte überall in Deutschland Aktionen geplant.
Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung PIK
02.11.2021
Neue Computersimulationen sagen tiefgreifende Veränderungen in den Anbaubedingungen und Erträgen der wichtigsten Kulturpflanzen schon in den nächsten 10 Jahren voraus, wenn sich die derzeitigen Trends der globalen Erwärmung fortsetzen. In den wichtigsten Kornkammern der Welt kann es viel schneller als bisher erwartet zu gravierenden Veränderungen kommen, so dass sich die Landwirte in aller Welt schon jetzt an die neuen klimatischen Gegebenheiten anpassen müssen. Bis Ende 2100 könnten global die Mais-Erträge um fast ein Viertel zurückgehen, während die Weizenerträge möglicherweise weltweit um etwa 17 % steigen könnten.
„Wir stellen fest, dass die neuen Klimabedingungen die Ernteerträge in immer mehr Regionen erheblich beeinflussen. Die menschengemachten Treibhausgasemissionen führen zu höheren Temperaturen, veränderten Niederschlagsmustern und mehr Kohlendioxid in der Luft. Das hat Folgen für das Pflanzenwachstum. Wir sehen, dass in vielen wichtigen Kornkammern der Welt anormale Jahre schon innerhalb des nächsten Jahrzehnts oder kurz danach zu normalen Jahren werden. Für uns ist das der Zeitpunkt, an dem das Klimawandel-Signal klar alles historische Rauschen übertönt“, erklärt der Hauptautor Jonas Jägermeyr, Klimawissenschaftler am Goddard Institute for Space Studies (GISS) der NASA, am Earth Institute der Columbia University in New York City und am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Das bedeutet, dass sich die Landwirte viel schneller anpassen müssen, indem sie zum Beispiel den Zeitpunkt der Aussaat verändern oder andere Pflanzensorten verwenden. So lassen sich schwere Verluste vermeiden, aber auch Gewinne erzielen, etwa in den höheren Breitengraden.“
Mais drohen Verluste, Weizen kann gewinnen
Durch die Kombination einer Reihe neuer Klimaprojektionen und verschiedener aktualisierter Nutzpflanzenmodelle erstellte das Forscherteam das derzeit größte Ensemble künftiger Projektionen landwirtschaftlicher Erträge. Sie stellten fest, dass es schon sehr bald und in sehr vielen wichtigen Anbauregionen zu erheblichen Veränderungen kommen wird. Mais wird in vielen Regionen angebaut, darunter auch in subtropischen und tropischen Ländern, die von steigenden Temperaturen heftiger betroffen sein werden als kühlere Regionen der hohen Breiten. In Nord- und Mittelamerika, Westafrika, Zentral- und Ostasien könnten die Maiserträge in naher Zukunft um mehr als 20 Prozent zurückgehen. Bei Weizen hingegen, der am besten in gemäßigten Klimazonen gedeiht, könnte die Produktivität in den derzeitigen Anbauregionen unter dem Klimawandel steigen, so etwa in den nördlichen Vereinigten Staaten und Kanada sowie in China.
Auch Klimaeffekte in der Landwirtschaft verschärfen bestehende Unterschiede
„Unsere Daten zeigen deutlich, dass ärmere Länder wahrscheinlich die stärksten Rückgänge bei den Erträgen ihrer wichtigsten Grundnahrungsmittel verzeichnen werden. Das verschärft die bereits bestehenden Unterschiede in der Ernährungssicherheit und im Wohlstand“, sagt Christoph Müller, Mitautor und ebenfalls Forscher am Potsdam-Institut. Unter dem Strich werden die Zuwächse bei Weizen im globalen Norden die Verluste bei Mais im globalen Süden nicht ausgleichen. Den armen Ländern und natürlich den betroffenen Kleinbauern selbst fehlen oft die Mittel, sich ihre Nahrungsmittel auf dem Weltmarkt zu beschaffen. Während einige im globalen Norden von dem prognostizierten grundlegenden Wandel der landwirtschaftlichen Produktionsmuster profitieren dürften, könnte er im globalen Süden zu einem Risiko für die Ernährungssicherheit werden.
Klima-Anpassung in jedem Fall nötig
Die Temperatur ist nicht der einzige Faktor, der für künftige Ernteerträge von Bedeutung ist. Ein höherer Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre wirkt sich positiv auf das Pflanzenwachstum aus, insbesondere bei Weizen. Andererseits kann sich dadurch auch der Nährwert der Pflanzen verringern. Steigende globale Temperaturen stehen auch in Verbindung mit veränderten Niederschlagsmustern und der Häufigkeit und Dauer von Hitzewellen und Dürren, die die Gesundheit und Produktivität der Pflanzen gefährden. „Selbst unter optimistischen Klimaszenarien, bei denen alle sich heftig ins Zeug legen, um den globalen Temperaturanstieg zu begrenzen, wird sich die globale Landwirtschaft einer neuen Klimarealität stellen müssen“, so Jägermeyr.
Artikel: Jonas Jägermeyr, Christoph Müller, Alex Ruane et al. (2021): Climate change signal in global agriculture emerges earlier in new generation of climate and crop models. Nature Food [DOI: 10.1038/s43016-021-00400-y]
Kontakt für weitere Informationen: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle Telefon: +49 (0)331 288 2507 E-Mail: presse@pik-potsdam.de Twitter: @PIK_Klima www.pik-potsdam.deWer wir sind: Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ist eines der weltweit führenden Institute in der Forschung zu globalem Wandel, Klimawirkung und nachhaltiger Entwicklung. Natur- und Sozialwissenschaftler erarbeiten hier interdisziplinäre Einsichten, welche wiederum eine robuste Grundlage für Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft darstellen. Das PIK ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Die hohen Energiepreise werden jetzt von Leuten beklagt, die den Aufbau sauberer und preiswerter Energiekapazitäten seit Jahren bekämpfen. Ihr Ziel: Mehr Atomkraft.
Die erwartbare Kampagne zur Rettung der Atomenergie läuft in Deutschland jetzt auf vollen Touren. Die CDU-Politiker, die sich während des Wahlkampfs vorsichtig in diese Richtung tasteten, sind auf die wohlverdienten Oppositionsbänke verweisen worden. Dafür laufen sich jetzt die Medien heiß.
Am 13. Oktober 2021 veröffentlichte die „Welt“ einen offenen Brief von 25 überwiegend internationalen Wissenschaftler*innen. Darin wird unter der Überschrift „Liebes Deutschland, bitte lass die Kernkraftwerke am Netz“ die Forderung erhoben, die 2021 und 2022 bevorstehende Abschaltung der verbliebenen sechs deutschen Atomkraftwerke aus Klimaschutzgründen zu verschieben.[1] Aus der eklatanten Verfehlung der Klimaschutzziele wird gefolgert, dass die „kohlenstoffarme“ Energieerzeugung aus Atomkraft die Lücke schließen müsse. Angesichts der großen Potenziale für Erneuerbare Energien in Deutschland, und angesichts der Havariegefahr der Atomanlagen und des immer noch nicht einmal ansatzweise gelösten Atommüll-Problems muss dies als verantwortungslos bezeichnet werden. Die Ausblendung dieser Aspekte – Erneuerbaren-Potenziale und Atomgefahren – das ist der „Elefant im Raum“, nicht das angebliche Klimalösungs-Potenzial der Atomkraft, wie die Unterzeichner*innen schreiben.
Am 19. Oktober dann verbreitete sich eine dpa-Meldung: „Bürgerinitiativen fordern Verlängerung der Atomkraft in Deutschland“.[2] Mit Verweis auf die z.Z. hohen Energiepreise lassen sich zwei Initiativen mit ihrer Forderung nach einem „Kernkraft-Moratorium“ zitieren.
Es ist ein Zeichen des Verfalls journalistischer Sorgfalt, wenn dpa die Akteure dieser Initiative als „Bürgerinitiativen“ adelt. Denn bei den zwei Akteuren handelt es sich um die sattsam bekannten Anti-Windkraft-Lobbyisten und Klimawandel-Leugner von „Vernunftkraft“[3], sowie einen bis dato wenig bekannten Verein namens „EnergieVernunft“, der in „Mitteldeutschland“ gegen den Kohleausstieg arbeitet.[4] In der dpa-Meldung lässt sich der SPD-Politiker und berüchtigte Klimawandel-Leugner[5] Fritz Vahrenholt zitieren: „Explodierende Energiepreise und Versorgungsengpässe sind vor allem ein Zeichen des Mangels und vor diesem Hintergrund ist die Stilllegung der letzten sechs Kernkraftwerke in den nächsten 14 Monaten unverantwortlich.“ Die Verknüpfungen zwischen Vahrenholt, dem Kohle- und Atom-Konzern RWE und der Schein-Bürgerinitiative „Vernunftkraft“ sind schnell zu recherchieren. Daher ist diese dpa-Meldung ein echtes Armutszeugnis des deutschen Nachrichtenagenturwesens.
Aber was lernen wir aus dieser Konstellation? Erstens: Die Verknappung der Energie im Stromsektor, zu der der Atomausstieg sicherlich beiträgt, wird hier von einer Gruppe („Vernunftkraft“) beklagt, deren einziger Daseinszweck die Verhinderung des Ausbaus Erneuerbarer Energien ist. Die also für diese Verknappung direkt mitverantwortlich ist. Dies ist ein Indiz dafür, welches das eigentliche Ziel dieser Organisation ist: die Verteidigung der gefährlichen und extrem umweltschädlichen Energietechniken Kohle und Atom.
Zweitens: Die mitteldeutsche Initiative leitet aus ihrem Plädoyer für die Braunkohle sehr leichtfüßig ein ebensolches Plädoyer für die Atomenergie ab. Auch dies beweist, dass es bei diesen Vorstößen weder um die Arbeitsplätze von Braunkohle-Kumpeln geht, noch um Klimaschutz. Es ist die alte Frontstellung der energiewirtschaftlichen Großkonzerne mit ihren Kohle- und Atommeilern gegen die Energiewende und gegen ein dezentrales Energieversorgungssystem mit vielen Akteuren.
Foto: Reaktorkatastrophe von Fukushima, 2011. CC BY-SA 3.0 Digital Globe
Über uns
Der Solarenergie Förderverein Deutschland e.V. (SFV) ist ein bundesweit tätiger, gemeinnütziger Umweltschutzverein mit Sitz in Aachen. Der SFV setzt sich bereits seit 1986 aus Klimaschutzgründen für die rasche und vollständige Umstellung der Energieversorgung auf Sonnen- und Windenergie ein.
Das Engagement des SFV gilt der politischen Arbeit, der öffentlichen Aufklärung und der konkreten Anlagenberatung. Es geht um umfassende, grundlegende, ökologisch vertretbare und praxisorientierte Lösungen für die Energiewende. Zahlreiche ehrenamtlich Engagierte aus Wissenschaft, Forschung, aus klein- und mittelständischen Unternehmen und Privatpersonen entwickeln Konzepte und Ideen für die Energiewende.
Alle Informationen findet man auf unserer Homepage.
Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung PIK
27.09.2021 (Sperrfrist abgelaufen)
Die Kinder von heute werden viel stärker von Klimaextremen betroffen sein als die Erwachsenen von heute, das zeigen Forscherinnen und Forscher in der führenden wissenschaftlichen Zeitschrift Science. Ein Kind, das im Jahr 2021 geboren wird, wird im Laufe seines Lebens durchschnittlich doppelt so viele Waldbrände, zwei- bis dreimal so viele Dürren, fast dreimal so viele Flussüberschwemmungen und Ernteausfälle sowie siebenmal mehr Hitzewellen erleben als eine Person, die heute zum Beispiel 60 Jahre alt ist. Das ermittelten die Forschenden auf der Grundlage von Daten des Inter-Sectoral Impact Model Intercomparison Project (ISIMIP). Dies gilt für ein Szenario, das von den derzeitigen ungenügenden Zusagen der Regierungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen ausgeht, die auf dem bevorstehenden Weltklimagipfel COP26 in Glasgow ein Thema sein werden.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Sicherheit junger Generationen ernsthaft bedroht ist und drastische Emissionsreduzierungen erforderlich sind, um ihre Zukunft zu sichern“, sagt der Hauptautor Wim Thiery von der Vrije Universiteit Brussel. „Wir haben leider gute Gründe für die Annahme, dass unsere Berechnungen den tatsächlichen Anstieg, dem junge Menschen ausgesetzt sein werden, sogar noch unterschätzen.“ In Bezug auf Dürren, Hitzewellen, Flussüberschwemmungen und Ernteausfälle werden Menschen, die heute unter 40 Jahre alt sind, ein Leben führen, das die Forscher als „beispiellos“ bezeichnen.
„Eine riesige Chance“: Ausstieg aus fossilen Brennstoffen kann Risiken begrenzen
„Die gute Nachricht: Wir können unseren Kindern tatsächlich einen Großteil der Klimalast von den Schultern nehmen, wenn wir die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen, indem wir aus der Nutzung fossiler Brennstoffe aussteigen“, sagt Katja Frieler, Koordinatorin von ISIMIP, eine führende Wissenschaftlerin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Mitautorin der Studie. „Wenn wir den Klimaschutz im Vergleich zu den derzeitigen Emissionsminderungszusagen verstärken und uns auf ein 1,5-Grad-Ziel einstellen, werden wir die potenzielle Gefährdung der jungen Menschen durch Extremereignisse im Laufe ihres Lebens weltweit um durchschnittlich 24% verringern. Für Nordamerika sind es minus 26%, für Europa und Zentralasien minus 28%, und im Nahen Osten und Nordafrika sogar minus 39%. Das ist eine riesige Chance.“
So könnten die gefährlichen Hitzewellen, von denen heute 15% der weltweiten Landfläche betroffen sind, bei einem Szenario mit unzureichenden klimapolitischen Maßnahmen bis zum Ende des Jahrhunderts auf 46% ansteigen und sich somit verdreifachen. Eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad, wie sie das von fast allen Ländern der Welt unterzeichnete Pariser Klimaabkommen als anzustrebendes Ziel nennt, würde die betroffene Landfläche hingegen auf 22% reduzieren. Das ist mehr als heute, aber deutlich weniger als bei einer ungebremsten Erwärmung.
Erste Analyse dieser Art mit Fokus auf Generationen
Die Analyse ist die erste ihrer Art. Um die altersabhängige Gefährdung durch Extremereignisse zu bewerten, griffen die Forschenden auf eine Sammlung von Multi-Modell-Projektionen zu Klimawandelfolgen aus dem ISIMIP-Projekt zurück, also auf eine Vielzahl von Computer-Simulationen, die auf der Arbeit von Dutzenden von Forschungsgruppen weltweit aufbauen. Die Forschenden kombinierten dies mit länderspezifischen Daten zur Lebenserwartung, Bevölkerungsdaten und Temperaturverläufen aus den Berichten des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change).
Artikel: Wim Thiery, Stefan Lange, Joeri Rogelj, Carl-Friedrich Schleussner, Lukas Gudmundsson, Sonia I. Seneviratne, Marina Andrijevic, Katja Frieler, Kerry Emanuel, Tobias Geiger, David N. Bresch, Fang Zhao, Sven N. Willner, Matthias Büchner, Jan Volkholz, Nico Bauer, Jinfeng Chang, Philippe Ciais, Marie Dury, Louis François, Manolis Grillakis, Simon N. Gosling, Naota Hanasaki, Thomas Hickler, Veronika Huber, Akihiko Ito, Jonas Jägermeyr, Nikolay Khabarov, Aristeidis Koutroulis, Wenfeng Liu, Wolfgang Lutz, Matthias Mengel, Christoph Müller, Sebastian Ostberg, Christopher P. O. Reyer, Tobias Stacke, Yoshihide Wada (2021): Intergenerational inequities in exposure to climate extremes. Science [DOI:10.1126/science.abi7339] Weblink zum Artikel: https://www.science.org/doi/10.1126/science.abi7339
Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK)
Nur noch wenige realistische Szenarien bleiben zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C gemäß dem Pariser Abkommen, so eine neue Studie.
Um dieses ehrgeizige Klimaziel zu erreichen, müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, einige davon in einem herausfordernden Maße.
Zu diesen Hebeln zählt neben dem Energie-Sektor insbesondere auch die Land-Nutzung.
Unrealistisch optimistische Szenarien neigen dazu, beispielsweise die Potenziale der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung zu überschätzen.
14.05.2021
Von den mehr als 400 Klimaszenarien, die im 1,5°C-Bericht des Weltklimarats IPCC ausgewertet wurden, vermeiden nur etwa 50 Szenarien ein deutliches Überschreiten von 1,5°C globaler Erwärmung. Das zeigt eine neue Studie. Von diesen machen nur etwa 20 realistische Annahmen zu den Minderungsoptionen, zum Beispiel zum möglichen Umfang des Herausholens von CO2 aus der Atmosphäre oder zum möglichen Ausmaß von Aufforstung. Alle 20 Szenarien müssen mindestens einen Minderungshebel in einem eher „herausfordernden“ Maße bewegen, so die Analyse. Daher besteht für die Welt ein hohes Risiko, die 1,5°C-Grenze zu überschreiten. Das realistische Zeitfenster für die Einhaltung dieses Klimaziels aus dem Pariser Abkommen schließt sich sehr schnell.
Wenn alle Hebel des Klimaschutzes in Bewegung gesetzt werden, könnte es immer noch möglich sein, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Das ist ein wichtiges Ergebnis für die hitzige klimapolitische Debatte. „Die Emissionsszenarien unterscheiden sich in ihrer Abhängigkeit von jedem der fünf von uns untersuchten Minderungshebel. Doch alle Szenarien, die wir als realistisch einschätzen, ziehen zumindest mehrere Hebel in einen herausforderndem Bereich“, sagt Leit-Autorin Lila Warszawski vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Keines der realistischen Szenarien verlässt sich auf einen einzigen Königsweg.“
Alle realistischen Szenarios nutzen alle fünf „Hebel“
„Der Energiesektor ist natürlich der Schlüssel zum 1,5°C-Ziel, einerseits durch die Reduzierung der Energienachfrage und andererseits durch die Dekarbonisierung der Nutzung und Erzeugung von Energie“, sagt Warszawski. „Aber wir können nicht auf die anderen Strategien verzichten. Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen und zum Beispiel unterirdisch zu speichern, erweist sich ebenfalls als nahezu unverzichtbar. Die Landnutzung muss zu einer Netto-Kohlenstoffsenke werden, zum Beispiel durch Wiedervernässung von Mooren oder Aufforstung. Schließlich muss der Ausstoß des starken Treibhausgases Methan aus der Tierproduktion, aber auch aus Lecks bei der Öl- und Gasförderung reduziert werden. Das ist eine ziemliche Liste.“
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zogen bestehende Forschungsergebnisse heran, um Grenzen zu definieren, die zwischen dem „vernünftigen“, „herausfordernden“ und „spekulativen“ Einsatz der Hebel bis zur Mitte des Jahrhunderts abgrenzen. Die Grenzen quantifizieren die Bandbreite der Emissionsminderungspotenziale von jedem aggregierten Hebel, die sich aus technologischen, wirtschaftlichen, sozialen und ressourcenbezogenen Überlegungen ergeben. Sie können dann in Beiträge zur Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C ohne oder mit nur geringer Temperaturüberschreitung umgerechnet werden.
Eine dreifache Herausforderung für die Menschheit
„Dies erfordert eine sofortige Beschleunigung der weltweiten Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen mit allen verfügbaren Mitteln“, sagt Ko-Autor Tim Lenton von der Universität Exeter. „Wir brauchen eine Nachhaltigkeitsrevolution, ähnlich wie einst die industrielle Revolution. Andernfalls werden diejenigen, die dem Klimawandel am stärksten ausgesetzt sind, die Hauptlast des Verfehlens des 1,5°C-Ziels tragen. Dies ist eine komplexe Aufgabe für unsere gesamte Gesellschaft und Wirtschaft – Stückwerk und Rhetorik werden nicht ausreichen.“
„Die Menschheit steht vor einer dreifachen Herausforderung, um die globale Erwärmung zu stabilisieren, ohne die 1,5°C-Grenze deutlich zu überschreiten“, sagt Ko-Autor Nebojsa Nakicenovic vom International Institute for Applied Systems Analysis, IIASA. „Erstens eine Halbierung der globalen Emissionen jedes Jahrzehnt, was eine herkulische Anstrengung darstellt und eine Dekarbonisierungsrevolution durch den Ausstieg aus fossilen Energien, einen Sprung vorwärts in Effizienz und Suffizienz sowie klimafreundliche Verhaltensweisen und Ernährungsweisen erfordert. Zweitens eine wirklich mit der Natur verträgliche CO2 aus der Atmosphäre herauszuholen durch Aufforstung und Landnutzungsänderungen. Und drittens den Schutz der natürlichen Elemente im Erdsystem, die bereits heute die Hälfte der globalen Emissionen aus der Atmosphäre aufnehmen.“
Unrealistisch optimistische Szenarien überschätzen das Potenzial für das Abscheiden und Verpressen von CO2
Die Szenarien, die in der Analyse als unrealistisch optimistisch eingestuft werden, neigen am häufigsten dazu, die Potenziale der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung überzubewerten. Andere überschätzen die Reduzierung von Nicht-CO2-Treibhausgasen wie Methan. Wieder andere machen allzu kühne Annahmen über Ernährungsumstellungen hin zu mehr pflanzlicher Nahrung oder über ein begrenztes Bevölkerungswachstum.
Die Autoren haben sich auch die Szenarien der Internationalen Energieagentur (IEA) aus dem Jahr 2018 und das Szenario „Sky“ des Öl- und Gaskonzerns Shell genauer angeschaut. Beide Szenarien sehen vor, dass die Netto-Emissionen weltweit erst im Jahr 2070 auf Null sinken. Die Forscher fanden heraus, dass sie nicht innerhalb des Korridors der Kohlendioxidemissionen im nächsten Jahrhundert liegen, der eine realistische Chance zu bieten scheint, das 1,5°C-Ziel zu erreichen. Das Shell Sky Szenario zeigt Emissionswerte im Jahr 2030, die deutlich über denen der anderen in dieser Studie betrachteten Szenarien liegen.
„Das Shell Sky Szenario wurde als Luftschloss bezeichnet, und das ist es auch“, sagt Mitautorin Gail Whiteman von der University of Exeter’s Business School. „Aus wissenschaftlicher Sicht ist das ganz klar. In der Wirtschaft mögen es einige noch immer, weil es im Vergleich zu anderen Szenarien einen relativ einfachen Ausweg aus der Klimakrise zu bieten scheint. Unsere Analyse zeigt aber, dass es keine einfachen Auswege gibt.“
Unabhängig vom speziellen Klimaziel kommt es jetzt auf rasche Emissions-Minderungen an
„Die notwendigen Emissionsminderungen sind schwer zu erreichen, technisch, aber auch politisch. Sie erfordern eine noch nie dagewesene Innovation der Lebensstile und der internationalen Zusammenarbeit“, sagt Ko-Autor Johan Rockström vom PIK. „Ich verstehe jeden, der meint, dass wir das 1,5°C-Ziel verfehlen könnten. Es ist auch klar, dass es ganz unabhängig vom speziellen Klimaziel jetzt vor allem darauf ankommt, schnell starke Emissionsminderungen umzusetzen. Dennoch denke ich, dass eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C jede Anstrengung wert ist. Und zwar weil dies das Risiko begrenzen würde, einigen Kippelementen im Erdsystem einen zusätzlichen Schubs zu geben, etwa den Eisschilden oder Ökosystemen wie dem Amazonas-Regenwald. So technisch das alles auch klingen mag, es geht einfach um eine sichere Klimazukunft für alle.“
Artikel: Lila Warszawski, Elmar Kriegler, Timothy M. Lenton, Owen Gaffney, Daniela Jacob, Daniel Klingenfeld, Ryu Koide, María Máñez Costa, Dirk Messner, Nebojsa Nakicenovic, Hans Joachim Schellnhuber, Peter Schlosser, Kazuhiko Takeuchi, Sander van der Leeuw, Gail Whiteman, Johan Rockström (2021): All options, not silver bullets, needed to limit global warming to 1.5°C: a scenario appraisal. Environmental Research Letters [DOI:10.1088/1748-9326/abfeec]
Wer wir sind: Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ist eines der weltweit führenden Institute in der Forschung zu globalem Wandel, Klimawirkung und nachhaltiger Entwicklung. Natur- und Sozialwissenschaftler erarbeiten hier interdisziplinäre Einsichten, welche wiederum eine robuste Grundlage für Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft darstellen. Das PIK ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Eine Pressemitteilung aus dem Kopernikus-Projekt Ariadne
Erste Ergebnisse des „Sozialen Nachhaltigkeitsbarometers 2021“ jetzt online
21.07.21 – Was bewegt die deutsche Bevölkerung bei der Energie- und Verkehrswende? Fast 80 Prozent der Teilnehmenden sehen die Transformationen als Gemeinschaftsaufgabe, bei der jeder Mensch einen Beitrag zum Gelingen leisten sollte. Mehr als die Hälfte der Menschen beschreibt die Umsetzung der Energiewende jedoch als teuer oder bürgerfern und wünscht sich mehr Tempo. Das zeigt jetzt eine repräsentative Befragung im Rahmen des Kopernikus-Projekts Ariadne. Jährlich werden in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt mehr als 6.800 Menschen quer durch Deutschland befragt, um Anliegen und Bewertungen der Bürgerinnen und Bürger zur Strom- und Verkehrswende einzufangen. Die ersten Ergebnisse des „Sozialen Nachhaltigkeitsbarometers 2021“ sind als interaktive Anwendung auf ariadneprojekt.de auch online verfügbar.
Nicht erst seit Beginn des Wahlkampfs sind die Klimaziele und die soziale Ausgestaltung der Energie- und Verkehrswende ein immer stärker diskutiertes Thema. Mit dem Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer, das von einem Team des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Zusammenarbeit mit forsa durchgeführt wurde, werden Wahrnehmung und Einstellung der deutschen Bevölkerung zum Ausbau Erneuerbarer Energien und erstmals auch zur klimafreundlichen Mobilität untersucht.
Grundsätzlich erkennen die Menschen die Notwendigkeit der Energiewende an und sind bereit, Verantwortung zu übernehmen, um Klimaziele zu erreichen – dies zeigt die repräsentative Befragung. So befürworten 73 Prozent das energiepolitische Ziel, den Energieverbrauch in Haushalten zu reduzieren und mehr als ein Drittel wäre grundsätzlich bereit, für den Klimaschutz höhere Steuern auf umweltschädliche Produkte zu akzeptieren. Ein wesentlicher Bremsklotz der Energiewende ist für mehr als ein Drittel die Bürokratie, und mehr als die Hälfte nimmt die Verteilung der Kosten und Nutzen energiepolitischer Maßnahmen besonders zwischen Privatpersonen und Unternehmen als ungerecht wahr.
„Wir wollen mit dem Nachhaltigkeitsbarometer nicht einfach nur ein Stimmungsbild der Bevölkerung zur Energiewende einfangen, sondern kontinuierlich ihre Einstellung und Erwartungen zu konkreten politischen Klimaschutzmaßnahmen erfassen“, erklärt Ingo Wolf vom IASS. „Durch die jährlich wiederkehrende Erhebung können wir ein umfassendes Bild zu bestehenden und neu aufkommenden Herausforderungen, Problemen und Handlungsbedarfen in den unterschiedlichen Lebensbereichen der Menschen geben. Die Ergebnisse sollen dazu dienen, die politische Entscheidungsfindung und Prioritätensetzung zu unterstützen.“
Energiewende gemeinsam gestalten – Gesellschaftliche Einstellungen wahrnehmen für einen Dialogprozess
Gefragt nach konkreten Klimaschutz-Instrumenten zeigt sich, dass Technologien für Erneuerbare Energien von einer großen Mehrheit unterstützt werden, von Solar- und Windenergie über Wasserstoff bis hin zur Nutzung von Biomasse. So befürworten zum Beispiel 90 Prozent der Befragten den Ausbau von Solaranlagen auf Hausdächern. Ein Großteil der Befragten kann sich eine aktive Beteiligung an der Energiewende vorstellen: Das Interesse an einem individuellen Engagement reicht von der Ökostrom-Nutzung bis hin zu einer Beteiligung an Erneuerbaren-Energien-Anlagen, die sich in Bürgerhand befinden. Die Anschaffung eines Elektro-Autos können sich 47 Prozent vorstellen. Zudem gibt die Hälfte der Befragten an, mehr Wege zu Fuß oder auf dem Rad zurücklegen zu wollen. Der Wandel soll aber bezahlbar bleiben und auf Mobilität will keiner verzichten. So lehnt etwa die Hälfte eine Maut für PKW oder höhere Parkgebühren ab und für rund ein Viertel müsste der öffentliche Nahverkehr besser und günstiger werden, damit sie auf kürzere Fahrten mit dem Auto verzichten. Gleichzeitig befürworten über die Hälfte der Befragten eine Abschaffung des Steuervorteils für Dieselkraftstoffe und ein Tempolimit auf Autobahnen.
Wichtig ist den Bürgerinnen und Bürgern auch, die gesellschaftlichen Auswirkungen im Blick zu behalten, damit vor allem sozial Schwache vor zu hoher Belastung geschützt und Verursacher stärker in die Verantwortung genommen werden. Fast die Hälfte findet, dass die Kosten der Energiewende zwischen den unterschiedlichen Einkommensgruppen ungerecht verteilt sind.
„Bei allen gegebenen Ambivalenzen und Unzufriedenheiten: Dass die Menschen in Deutschland die Notwendigkeit der Energiewende bejahen, notwendige Schritte auch mittragen wollen und bereit sind, Belastungen in Maßen zu akzeptieren, sind positive Zeichen, die von der Politik jetzt auch als Ermutigung für einen effektiven Klimaschutz gesehen werden können“, sagt Ortwin Renn vom IASS. „Die Energiewende kann nur zusammen mit der Gesellschaft gelingen. Für den Erfolg der Energie- und Verkehrswende gilt es dabei nicht nur motivierende Formen der Bürgerbeteiligung einzuplanen, sondern auch soziale Fairness und Gerechtigkeit, Augenmaß und Verhältnismäßigkeit im Blick zu behalten.“
Im Projekt Ariadne ist das Soziale Nachhaltigkeitsbarometer Teil eines umfassenden Dialogprozesses mit der Zivilgesellschaft, der im Herbst 2020 mit Fokusgruppen zu Strom- und Verkehrswende gestartet ist und über die gesamte Projektlaufzeit in Workshops, Bürgerkonferenzen und einem Bürgergipfel weitergeführt wird. Werte und Erfahrungen der zufällig ausgewählten Teilnehmenden zu energie- und verkehrspolitischen Themen sind in die Entwicklung des Sozialen Nachhaltigkeitsbarometers mit eingeflossen. Die Ergebnisse der Panelbefragung fließen wiederum in einem nächsten Schritt in die Diskussion von Politikoptionen zur Strom- und Verkehrswende im Rahmen der Bürgerdeliberation mit ein.
Weitere Informationen und Pressekontakt: Sarah Messina Leitung Kommunikation Ariadne Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Telefon: +49 331 288 2544 Email: messina@pik-potsdam.de
Mehr als 400 Studierende aus über 100 Städten bringen vom 20.08. bis zum 10.09.2021 in der von Students for Future organsierten Aktion “Ohne Kerosin Nach Berlin” bundesweit ihren Klimaprotest mit dem Fahrrad auf die Straße.
Auf sechs Touren werden die Aktivist*innen auf ihren insgesamt 4.000km langen Fahrradkorso die Forderungen nach einer klimagerechten Welt zur anstehenden Bundestagswahl lautstark an die Öffentlichkeit herantragen.
Zusätzlich wird es zahlreiche Einzelaktionen in Städten und an klimarelevanten Orten (Dannröder Forst, Lützerath, Teslawerk Brandenburg, Nord Stream 2, BVG Karlsruhe, u.v.W.) geben. Startpunkte der Demorouten sind: Karlsruhe (20.8.), Flensburg und Oldenburg (21.8.), Essen (22.8), Köln (24.8.), Nürnberg (24.8.) und Leipzig (26.8.). Großes Finale ist die Demo in Berlin am 10.09., gemeinsam mit Fridays for Future Berlin und vielen weiteren Bündnispartner*innen, wo sich die Teilnehmenden dem Klimacamp vor dem Deutschen Bundestag von Fridays for Future anschließen werden.
“Ohne Kerosin Nach Berlin macht lautstark deutlich: Der Klimaprotest lebt. Wir fordern eine friedliche und gemeinsame Gesellschaftsrevolution. Diese muss grundlegend, demokratisch und sozialökologisch gestaltet werden, jetzt! Studierende und viele mehr aus allen Teilen des Landes tragen diese Botschaft nach Berlin.” formuliert Maren Solmecke, Pressesprecherin der Aktion, die Kernbotschaft.
“Wir rufen alle Menschen auf, sich dieser Aktion und unserem Klimaprotest anzuschließen! Jeder und jede kann mit uns gemeinsam oder einem selbstorganisierten OKNB Tiny Tour eine wichtige Stimme des Klimaprotests sein. Wir streben Diskussionen rund um die Klimakrise mit allen Teilen der Bevölkerung an.”, sagt Rahel Meier, bundesweite Pressesprecherin der Students for Future.
Unter www.klimabaender.de/oknb gibt es eine detaillierte Übersicht über die Strecke und welche Aktionen wo stattfinden.
Ohne Kerosin Nach Berlin wird unterstützt von Changing Cities, Campact e.V., ADFC Deutschland und der Aktion Klimabänder der Omas for Future. Ohne Kerosin Nach Berlin ist eine Aktion von Students for Future Deutschland, die Studierenden AG von Fridays for Future Deutschland.
Unter www.oknb-film.de können Sie den Film über die Protestaktion im letzten Jahr bis zum 26.9. sehen.
Etwa 50 Demonstrierende zogen heute durch die Herner Innenstadt zur Baustelle des neuen Gaskraftwerks der STEAG. Unter dem Motto „Gas is over – nachhaltige Wärme statt fossile Dinosaurier!“ protestieren sie gegen das Gaskraftwerk und andere fossiler Infrastruktur. Mit kleinen Windrädern in der Hand zeigten sie, was sie stattdessen wollen: die Umstellung auf erneuerbare Energie, nicht nur im Stromsektor sondern auch im Wärmebereich. Zu der Demonstration aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus Klimagruppen und NGOs, darunter die Gruppe GasExit, die auch das Klimacamp am Schloss Strünkede in Herne organisiert hat, sowie Fridays for Future Dortmund, Robin Wood, PowerShift, urgewald, BürgerBegehren Klimaschutz, 350 und die Naturfreunde Deutschlands.
Die Aktivistinnen und Aktivisten hatten große Buchstaben mitgebracht, die sie für eine Fotoaktion vor dem Kraftwerk ablegten. So wollten sie das Motto der Demonstration „Gas is over“ deutlich vor das Kraftwerk tragen. Verschiedene Redebeiträge machten die problematischen Auswirkungen der Erdgasnutzung und -Förderung deutlich.
Die Bundesnetzagentur schätzt, dass in Deutschland in den nächsten Jahren über 100 neue Gaskraftwerke gebaut werden. „Das ist eindeutig die falsche Richtung, denn Gas ist genauso klimaschädlich wie Kohle. Doch statt gegenzusteuern, unterstützt die Bundesregierung diesen klimapolitischen Fehlschlag mit massiven Subventionen. Dabei gibt es von Solar- und Geothermie über Abwärme bis hin zu Wärmepumpen genug erneuerbare Alternativen“, erklärt Hannah Fried von GasExit, „In Herne soll das neue Kraftwerk eine große Fernwärmeschiene versorgen. Hier auf Erneuerbare zu setzen, wäre eine Chance gewesen, die dringend notwendige Wärmewende wirklich voranzutreiben. Diese Chance wurde verspielt, stattdessen steuern wir weiter an allen Klimazielen vorbei und auf eine Erderhitzung von 3-4 Grad zu. Das bedeutet immer mehr und immer heftigere Katastrophen wie Überflutungen, Dürren und tödliche Hitzewellen.“
Der Anfang August erschienene neue Sachstandsbericht des Weltklimarats hat eindringlich vor den wachsenden Methanemissionen gewarnt, denn Methan ist bis zu 87-mal klimawirksamer als Kohlendioxid. Erdgas besteht fast vollständig aus Methan, das bei Förderung, Transport und Lagerung in die Atmosphäre entweicht.
Cottbus, 01.07.2021. Das Umweltnetzwerk GRÜNE LIGA kritisiert die geplante Entnahme von Spreewasser für das Kraftwerk Jänschwalde als unverantwortlich. In wenigen Jahren will der Kraftwerks- und Tagebaubetreiber LEAG offenbar beginnen, Wasser aus der Spree zu entnehmen, um es im Kraftwerk Jänschwalde als Kühlwasser zu verbrauchen. Das ergab eine Akteneinsicht der GRÜNEN LIGA beim Landesamt für Umwelt Brandenburg. Die GRÜNE LIGA veröffentlichte heute ihre Stellungnahme zum Umgang mit der Braunkohle in der Wasserbewirtschaftungsplanung der Bundesländer. „Seit Jahren wird darüber diskutiert, wie knapp das Wasser der Spree ist. Nun soll ausgerechnet für weitere Braunkohleverstromung plötzlich Wasser übrig sein. Das ist das Gegenteil dessen, was die Spree dringend braucht!“ sagt René Schuster von der Bundeskontaktstelle Braunkohle der GRÜNEN LIGA. WeiterlesenSpiegel und Correctiv ausführlich über den LEAG-Oligarchen Die aktuelle Ausgabe des Spiegels (26/2021) widmet sich in einem zweiseitiges Artikel dem tschechischen Milliardär Daniel Křetinský, dem Eigentümer des EPH-Konzerns und damit der LEAG. Der Artikel „Der Schrotthändler und sein Imperium“ versucht die Strategie des Investors zu beleuchten. Dafür wurde auch eines der wenigen Interviews mit Křetinský geführt, der ansonsten als medienscheu gilt. (Artikel hinter Bezahlschranke) Am 29. Juni veröffentlichte das Recherchenetzwerk Correctiv seine Recherche „Kohleausstieg: Das Milliardengrab der Lausitz“. Hier stehen die Folgekosten der LEAG-Tagebaue im Mittelpunkt, die auf die Steuerzahler*innen abgewälzt zu werden drohen. Neben zahlreichen anonymen Informanten aus Behörden und Ministerien kommt auch Dr. Martin Kühne von der Umweltgruppe Cottbus zu Wort. Theaterprojekt zu einheimischen Tierarten gastierte im Wald der GRÜNEN LIGA
Rohne, 27.06.2021. Mehr als 70 Teilnehmer folgten am Sonntag einem Gastspiel von „Fräulein Brehms Tierleben“ im Waldstück der GRÜNEN LIGA bei Rohne (Landkreis Görlitz). In dem einzigartigen Theater erfuhren die Zuschauer*innen in leichter und spielerischer Art mehr über heimische Tierarten. Die Schauspielerin Barbara Geiger führte unter anderem ihre Performance vom „Regenwurm, König der Tiere“ zur Freude der großen und kleinen Gäste auf. Mitwirkende wie Gäste machten dabei auch deutlich, dass sie die geplante Abbaggerung des Waldes nicht mehr nachvollziehen können. Mit der sächsischen Landtagsabgeordneten Antonia Mertsching (DIE LINKE) und Heide Schinowsky von den Brandenburger Bündnisgrünen haben sich auch zwei Politikerinnen vor Ort über die aktuellen Entwicklungen informiert. „Seit mehr als einem Jahr organisieren wir Veranstaltungen auf unserer Waldlichtung. Wir freuen uns über die positive Resonanz und die heitere Atmosphäre. Leider fand die Theatervorstellung vor einem ernsten Hintergrund statt. Für uns ist es unverständlich, dass am Donnerstag im Bundestag die Klimaneutralität bis 2045 beschlossen wurde, aber dieser Wald immer noch für Kohleabbau vernichtet werden soll.“, sagt die Organisatorin Rebekka Schwarzbach von der Umweltgruppe Cottbus der GRÜNEN LIGA. WeiterlesenLive-Experiment belegt: Anrainer sind nicht Verursacher des massiven Wasserverlusts vom Pinnower See
(Pressemitteilung Bündnis90/Die Grünen Spree-Neiße, gekürzt:) Trotz Einleitung von Grundwasser sinkt der Wasserstand vom Pinnower See auch weiterhin dramatisch. Verursachen die Anrainer den Wasserverlust des Sees im Umfeld des Tagebaus Jänschwalde, wie es jüngst von Behördenseite hieß? Dieser Frage gingen Vertreter der Lausitzer Bündnisgrünen, der Kirchengemeinde Guben, der Siedlergemeinschaft sowie ein Kreistagsabgeordneter am Mittwoch in einem Live-Experiment nach. Mit einem maßstabsgerechten Modell wurden die bergrechtlich angeordnete Wassereinleitung des Bergbaubetreibers, der Wasserverlust des letzten Jahres sowie der Wasserverbrauch der Siedler veranschaulicht bzw. ins Verhältnis gesetzt: Die innerhalb eines Jahres eingeleitete Wassermenge entspricht bezogen auf die Seefläche einer Wasserhöhe von ca. 1,40 m. Der Wasserstand des Sees hat sich jedoch nicht erhöht, sondern liegt inzwischen sogar niedriger als vor Beginn der Maßnahme. Der Wasserverbrauch durch die See-Anrainer entspricht nach großzügigen Schätzungen in etwa einer Wasserhöhe von 31 mm. Dem Wasserverlust von über 1,40 Meter stehen somit 31 mm Wasserverbrauch der Anrainer gegenüber. WeiterlesenWie voll ist der Cottbuser Ostsee denn nun?
Zum Füllstand des Cottbuser Ostsees hat sich die LEAG ihre Kommunikation geändert. Neben der maximal irreführenden Angabe der Füllhöhe wird nun auch eine Wassermenge angegeben, derzufolge der See inzwischen zu 23% gefüllt sei. Warum auch diese Zahl irreführend ist, lässt sich schnell erklären: Weiterlesen
Postanschrift Umweltgruppe Cottbus e.V. Straße der Jugend 94, 03046 Cottbus Telefon: +49 (0151) 14420487 Internet: www.kein-tagebau.de E-Mail: umweltgruppe@kein-tagebau.de Unterstützen Sie uns IBAN: DE17 4306 0967 1145 3769 00 BIC: GENODEM1GLS Verwendungszweck „Lausitzer Kohle“
Bundeskontaktstelle Braunkohle des Netzwerkes GRÜNE LIGA Lausitzer-Kohle-Rundbrief vom 31. Mai 2021 Brunicowy Rozglěd
Proschimer Bürger*innen und GRÜNE LIGA nehmen Stellung zu Braunkohle-Beihilfen LEAG kann nicht für fremdes Eigentum entschädigt werden Mehrere Einwohner*innen von Proschim sowie das Umweltnetzwerk GRÜNE LIGA haben in einer Stellungnahme an die EU-Kommission die geplanten Milliardenentschädigungen für den Kohleausstieg kritisiert. Die LEAG könne nicht für die Verschonung fremden Eigentums entschädigt werden. Die EU-Kommission hatte zuvor starke Zweifel an der im deutschen Kohleausstiegsgesetz vorgesehenen Zahlung von 1,75 Milliarden Euro an die LEAG angemeldet. Vor einer Entscheidung können bis zum 7. Juni alle Beteiligten Stellung nehmen. „Die Angaben der LEAG gegenüber der Europäischen Kommission zeigen endgültig, dass wir Proschimer Bürgerinnen und Bürger nur noch als Spekulationsobjekt missbraucht wurden, um für ein längst unrealistisch gewordenes Bergbauprojekt noch eine Milliardenentschädigung zu erlangen. Statt Staatsgeldern an den Bergbaukonzern müsste die LEAG uns Betroffene für die jahrzehntelang fehlende Planungssicherheit entschädigen.“ sagt Günter Jurischka, der einer der Unterzeichner des Briefes ist. WeiterlesenKlimaskeptische Aussagen bei Tagung an der BTU Cottbus Der Wasser-Cluster Lausitz e.V. lud am 12. März 2021 an der BTU Cottbus zur „Wasserkonferenz Lausitz“ ein, bei der auch WCL-Vorstandsmitglied Dr. Christoph Gerstgraser einen Vortrag hielt. Dr. Gerstgraser versuchte dabei, den menschengemachten Klimawandel zu relativieren und verwies auf Einflüsse von außerhalb der Atmosphäre. Einer Cottbuser Studentin erschienen Gerstgrasers Thesen zum Klimawandel merkwürdig, sie fragte im Blog des renommierten Klimaforschers Stefan Rahmstorf nach. „Das ist Unsinn“ lautet die deutliche Bewertung des Klimawissenschaftlers. Unten beide Aussagen im O-Ton. WeiterlesenWiderspruch von Deutsche Umwelthilfe und GRÜNE LIGA: Zulassung des Tagebaus Jänschwalde muss erneut auf den Prüfstand Berlin/Cottbus 03.05.2021: Deutsche Umwelthilfe (DUH) und GRÜNE LIGA halten die Weiterbetriebszulassung für den Braunkohletagebau Jänschwalde für rechtswidrig. Die DUH hat deshalb heute mit Unterstützung der GRÜNEN LIGA beim Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) ihre Widerspruchsbegründung eingereicht. Zuvor hat das LBGR bereits einräumen müssen, dass der Wasserentzug aus dem in der Nähe des Braunkohletagebaus gelegenen Pinnower Sees nicht gestoppt werden konnte. Damit muss die brandenburgische Bergbehörde die Rechtsmäßigkeit nun erneut prüfen. „Wir halten die aktuelle Betriebszulassung für rechtswidrig. So hat sich gezeigt, dass die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) den vom Tagebau verursachten Wasserentzug aus dem Pinnower See nicht unter Kontrolle hat. Die Auswirkungen des Tagebaus auf Eichenbestände und geschützte Tierarten wurden auch nur ungenügend geprüft. Das Bergamt muss jetzt die Rechtmäßigkeit der Tagebauzulassung im Licht der aktuellen Erkenntnisse überprüfen“, sagt Cornelia Nicklas, Leiterin Recht der DUH. Im Jahr 2018 hatte die Bergbehörde die LEAG dazu aufgefordert, in mehrere Seen Wasser einzuleiten, um die durch den Tagebau bewirkte Grundwasserabsenkung auszugleichen. Bis zum Frühjahr 2021 sollte der Wasserstand des Jahres 2010 wieder erreicht sein. Doch vor allem im Pinnower See sank der Wasserstand trotz umfangreicher Einleitung weiter. WeiterlesenKirchengemeinde begrüßt Widerspruch von DUH/GL gegen Weiterbetriebszulassung des Braunkohletagebaus Jänschwalde (Pressemitteilung der ev. Kirchengemeinde Region Guben) Die Ev. Kirchengemeinde Region Guben begrüßt den Widerspruch der Deutsche Umwelthilfe (DUH) und GRÜNE LIGA gegen die Weiterbetriebszulassung des Braunkohletagebaus Jänschwalde. Dem Abbau von Braunkohle im Tagebau Jänschwalde stehen immense Schäden an Natur, Umwelt und Wasserhaushalt gegenüber, die allesamt gegen europäische Richtlinien verstoßen, wie dem Schutz von Flora-Fauna-Habitaten (FFH-Gebiete) und dem verbindlichen Grundwasserverschlechterungsverbot. In Übereinstimmung zu den Umweltverbänden bewertet die Ev. Kirchengemeinde Region Guben die Weiterbetriebszulassung des Tagebaus Jänschwalde als rechtswidrig. WeiterlesenFrühling in unserem Wald Im bis 2037 gepachteten Wald bei Rohne ist nach wie vor die Wildkamera im Einsatz, um allen Interessierten einen Eindruck vom Leben auf „unserer“ Waldlichtung zu vermitteln. Im Frühjahr sind uns da wieder ein paar gute Bilder gelungen! Weiterlesen
Postanschrift Umweltgruppe Cottbus e.V. Straße der Jugend 94, 03046 Cottbus Telefon: +49 (0151) 14420487 Internet: www.kein-tagebau.de E-Mail: umweltgruppe@kein-tagebau.de Unterstützen Sie uns IBAN: DE17 4306 0967 1145 3769 00 BIC: GENODEM1GLS Verwendungszweck „Lausitzer Kohle“