Die Kinder von heute werden zwei- bis siebenmal mehr Extreme erleben als ihre Großeltern

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung PIK

27.09.2021 (Sperrfrist abgelaufen)

Die Kinder von heute werden viel stärker von Klimaextremen betroffen sein als die Erwachsenen von heute, das zeigen Forscherinnen und Forscher in der führenden wissenschaftlichen Zeitschrift Science. Ein Kind, das im Jahr 2021 geboren wird, wird im Laufe seines Lebens durchschnittlich doppelt so viele Waldbrände, zwei- bis dreimal so viele Dürren, fast dreimal so viele Flussüberschwemmungen und Ernteausfälle sowie siebenmal mehr Hitzewellen erleben als eine Person, die heute zum Beispiel 60 Jahre alt ist. Das ermittelten die Forschenden auf der Grundlage von Daten des Inter-Sectoral Impact Model Intercomparison Project (ISIMIP). Dies gilt für ein Szenario, das von den derzeitigen ungenügenden Zusagen der Regierungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen ausgeht, die auf dem bevorstehenden Weltklimagipfel COP26 in Glasgow ein Thema sein werden.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Sicherheit junger Generationen ernsthaft bedroht ist und drastische Emissionsreduzierungen erforderlich sind, um ihre Zukunft zu sichern“, sagt der Hauptautor Wim Thiery von der Vrije Universiteit Brussel. „Wir haben leider gute Gründe für die Annahme, dass unsere Berechnungen den tatsächlichen Anstieg, dem junge Menschen ausgesetzt sein werden, sogar noch unterschätzen.“ In Bezug auf Dürren, Hitzewellen, Flussüberschwemmungen und Ernteausfälle werden Menschen, die heute unter 40 Jahre alt sind, ein Leben führen, das die Forscher als „beispiellos“ bezeichnen.

„Eine riesige Chance“: Ausstieg aus fossilen Brennstoffen kann Risiken begrenzen

„Die gute Nachricht: Wir können unseren Kindern tatsächlich einen Großteil der Klimalast von den Schultern nehmen, wenn wir die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen, indem wir aus der Nutzung fossiler Brennstoffe aussteigen“, sagt Katja Frieler, Koordinatorin von ISIMIP, eine führende Wissenschaftlerin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Mitautorin der Studie. „Wenn wir den Klimaschutz im Vergleich zu den derzeitigen Emissionsminderungszusagen verstärken und uns auf ein 1,5-Grad-Ziel einstellen, werden wir die potenzielle Gefährdung der jungen Menschen durch Extremereignisse im Laufe ihres Lebens weltweit um durchschnittlich 24% verringern. Für Nordamerika sind es minus 26%, für Europa und Zentralasien minus 28%, und im Nahen Osten und Nordafrika sogar minus 39%. Das ist eine riesige Chance.“

So könnten die gefährlichen Hitzewellen, von denen heute 15% der weltweiten Landfläche betroffen sind, bei einem Szenario mit unzureichenden klimapolitischen Maßnahmen bis zum Ende des Jahrhunderts auf 46% ansteigen und sich somit verdreifachen. Eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad, wie sie das von fast allen Ländern der Welt unterzeichnete Pariser Klimaabkommen als anzustrebendes Ziel nennt, würde die betroffene Landfläche hingegen auf 22% reduzieren. Das ist mehr als heute, aber deutlich weniger als bei einer ungebremsten Erwärmung.

Erste Analyse dieser Art mit Fokus auf Generationen

Die Analyse ist die erste ihrer Art. Um die altersabhängige Gefährdung durch Extremereignisse zu bewerten, griffen die Forschenden auf eine Sammlung von Multi-Modell-Projektionen zu Klimawandelfolgen aus dem ISIMIP-Projekt zurück, also auf eine Vielzahl von Computer-Simulationen, die auf der Arbeit von Dutzenden von Forschungsgruppen weltweit aufbauen. Die Forschenden kombinierten dies mit länderspezifischen Daten zur Lebenserwartung, Bevölkerungsdaten und Temperaturverläufen aus den Berichten des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change).

Artikel: Wim Thiery, Stefan Lange, Joeri Rogelj, Carl-Friedrich Schleussner, Lukas Gudmundsson, Sonia I. Seneviratne, Marina Andrijevic, Katja Frieler, Kerry Emanuel, Tobias Geiger, David N. Bresch, Fang Zhao, Sven N. Willner, Matthias Büchner, Jan Volkholz, Nico Bauer, Jinfeng Chang, Philippe Ciais, Marie Dury, Louis François, Manolis Grillakis, Simon N. Gosling, Naota Hanasaki, Thomas Hickler, Veronika Huber, Akihiko Ito, Jonas Jägermeyr, Nikolay Khabarov, Aristeidis Koutroulis, Wenfeng Liu, Wolfgang Lutz, Matthias Mengel, Christoph Müller, Sebastian Ostberg, Christopher P. O. Reyer, Tobias Stacke, Yoshihide Wada (2021): Intergenerational inequities in exposure to climate extremes. Science [DOI:10.1126/science.abi7339]

Weblink zum Artikel:
https://www.science.org/doi/10.1126/science.abi7339 

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Wenige realistische Szenarien bleiben zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5°C 

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK)

  • Nur noch wenige realistische Szenarien bleiben zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C gemäß dem Pariser Abkommen, so eine neue Studie.
  • Um dieses ehrgeizige Klimaziel zu erreichen, müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, einige davon in einem herausfordernden Maße.
  • Zu diesen Hebeln zählt neben dem Energie-Sektor insbesondere auch die Land-Nutzung.
  • Unrealistisch optimistische Szenarien neigen dazu, beispielsweise die Potenziale der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung zu überschätzen.

14.05.2021

Von den mehr als 400 Klimaszenarien, die im 1,5°C-Bericht des Weltklimarats IPCC ausgewertet wurden, vermeiden nur etwa 50 Szenarien ein deutliches Überschreiten von 1,5°C globaler Erwärmung. Das zeigt eine neue Studie. Von diesen machen nur etwa 20 realistische Annahmen zu den Minderungsoptionen, zum Beispiel zum möglichen Umfang des Herausholens von CO2 aus der Atmosphäre oder zum möglichen Ausmaß von Aufforstung. Alle 20 Szenarien müssen mindestens einen Minderungshebel in einem eher „herausfordernden“ Maße bewegen, so die Analyse. Daher besteht für die Welt ein hohes Risiko, die 1,5°C-Grenze zu überschreiten. Das realistische Zeitfenster für die Einhaltung dieses Klimaziels aus dem Pariser Abkommen schließt sich sehr schnell.

Wenn alle Hebel des Klimaschutzes in Bewegung gesetzt werden, könnte es immer noch möglich sein, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Das ist ein wichtiges Ergebnis für die hitzige klimapolitische Debatte. „Die Emissionsszenarien unterscheiden sich in ihrer Abhängigkeit von jedem der fünf von uns untersuchten Minderungshebel. Doch alle Szenarien, die wir als realistisch einschätzen, ziehen zumindest mehrere Hebel in einen herausforderndem Bereich“, sagt Leit-Autorin Lila Warszawski vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Keines der realistischen Szenarien verlässt sich auf einen einzigen Königsweg.“

Alle realistischen Szenarios nutzen alle fünf „Hebel“

„Der Energiesektor ist natürlich der Schlüssel zum 1,5°C-Ziel, einerseits durch die Reduzierung der Energienachfrage und andererseits durch die Dekarbonisierung der Nutzung und Erzeugung von Energie“, sagt Warszawski. „Aber wir können nicht auf die anderen Strategien verzichten. Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen und zum Beispiel unterirdisch zu speichern, erweist sich ebenfalls als nahezu unverzichtbar. Die Landnutzung muss zu einer Netto-Kohlenstoffsenke werden, zum Beispiel durch Wiedervernässung von Mooren oder Aufforstung. Schließlich muss der Ausstoß des starken Treibhausgases Methan aus der Tierproduktion, aber auch aus Lecks bei der Öl- und Gasförderung reduziert werden. Das ist eine ziemliche Liste.“

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zogen bestehende Forschungsergebnisse heran, um Grenzen zu definieren, die zwischen dem „vernünftigen“, „herausfordernden“ und „spekulativen“ Einsatz der Hebel bis zur Mitte des Jahrhunderts abgrenzen. Die Grenzen quantifizieren die Bandbreite der Emissionsminderungspotenziale von jedem aggregierten Hebel, die sich aus technologischen, wirtschaftlichen, sozialen und ressourcenbezogenen Überlegungen ergeben. Sie können dann in Beiträge zur Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C ohne oder mit nur geringer Temperaturüberschreitung umgerechnet werden.

Eine dreifache Herausforderung für die Menschheit

„Dies erfordert eine sofortige Beschleunigung der weltweiten Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen mit allen verfügbaren Mitteln“, sagt Ko-Autor Tim Lenton von der Universität Exeter. „Wir brauchen eine Nachhaltigkeitsrevolution, ähnlich wie einst die industrielle Revolution. Andernfalls werden diejenigen, die dem Klimawandel am stärksten ausgesetzt sind, die Hauptlast des Verfehlens des 1,5°C-Ziels tragen. Dies ist eine komplexe Aufgabe für unsere gesamte Gesellschaft und Wirtschaft – Stückwerk und Rhetorik werden nicht ausreichen.“

„Die Menschheit steht vor einer dreifachen Herausforderung, um die globale Erwärmung zu stabilisieren, ohne die 1,5°C-Grenze deutlich zu überschreiten“, sagt Ko-Autor Nebojsa Nakicenovic vom International Institute for Applied Systems Analysis, IIASA. „Erstens eine Halbierung der globalen Emissionen jedes Jahrzehnt, was eine herkulische Anstrengung darstellt und eine Dekarbonisierungsrevolution durch den Ausstieg aus fossilen Energien, einen Sprung vorwärts in Effizienz und Suffizienz sowie klimafreundliche Verhaltensweisen und Ernährungsweisen erfordert. Zweitens eine wirklich mit der Natur verträgliche CO2 aus der Atmosphäre herauszuholen durch Aufforstung und Landnutzungsänderungen. Und drittens den Schutz der natürlichen Elemente im Erdsystem, die bereits heute die Hälfte der globalen Emissionen aus der Atmosphäre aufnehmen.“

Unrealistisch optimistische Szenarien überschätzen das Potenzial für das Abscheiden und Verpressen von CO2

Die Szenarien, die in der Analyse als unrealistisch optimistisch eingestuft werden, neigen am häufigsten dazu, die Potenziale der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung überzubewerten. Andere überschätzen die Reduzierung von Nicht-CO2-Treibhausgasen wie Methan. Wieder andere machen allzu kühne Annahmen über Ernährungsumstellungen hin zu mehr pflanzlicher Nahrung oder über ein begrenztes Bevölkerungswachstum.

Die Autoren haben sich auch die Szenarien der Internationalen Energieagentur (IEA) aus dem Jahr 2018 und das Szenario „Sky“ des Öl- und Gaskonzerns Shell genauer angeschaut. Beide Szenarien sehen vor, dass die Netto-Emissionen weltweit erst im Jahr 2070 auf Null sinken. Die Forscher fanden heraus, dass sie nicht innerhalb des Korridors der Kohlendioxidemissionen im nächsten Jahrhundert liegen, der eine realistische Chance zu bieten scheint, das 1,5°C-Ziel zu erreichen.  Das Shell Sky Szenario zeigt Emissionswerte im Jahr 2030, die deutlich über denen der anderen in dieser Studie betrachteten Szenarien liegen. 

„Das Shell Sky Szenario wurde als Luftschloss bezeichnet, und das ist es auch“, sagt Mitautorin Gail Whiteman von der University of Exeter’s Business School. „Aus wissenschaftlicher Sicht ist das ganz klar. In der Wirtschaft mögen es einige noch immer, weil es im Vergleich zu anderen Szenarien einen relativ einfachen Ausweg aus der Klimakrise zu bieten scheint. Unsere Analyse zeigt aber, dass es keine einfachen Auswege gibt.“

Unabhängig vom speziellen Klimaziel kommt es jetzt auf rasche Emissions-Minderungen an

„Die notwendigen Emissionsminderungen sind schwer zu erreichen, technisch, aber auch politisch. Sie erfordern eine noch nie dagewesene Innovation der Lebensstile und der internationalen Zusammenarbeit“, sagt Ko-Autor Johan Rockström vom PIK. „Ich verstehe jeden, der meint, dass wir das 1,5°C-Ziel verfehlen könnten. Es ist auch klar, dass es ganz unabhängig vom speziellen Klimaziel jetzt vor allem darauf ankommt, schnell starke Emissionsminderungen umzusetzen. Dennoch denke ich, dass eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5°C jede Anstrengung wert ist. Und zwar weil dies das Risiko begrenzen würde, einigen Kippelementen im Erdsystem einen zusätzlichen Schubs zu geben, etwa den Eisschilden oder Ökosystemen wie dem Amazonas-Regenwald. So technisch das alles auch klingen mag, es geht einfach um eine sichere Klimazukunft für alle.“

Artikel: Lila Warszawski, Elmar Kriegler, Timothy M. Lenton, Owen Gaffney, Daniela Jacob, Daniel Klingenfeld, Ryu Koide, María Máñez Costa, Dirk Messner, Nebojsa Nakicenovic, Hans Joachim Schellnhuber, Peter Schlosser, Kazuhiko Takeuchi, Sander van der Leeuw, Gail Whiteman, Johan Rockström (2021): All options, not silver bullets, needed to limit global warming to 1.5°C: a scenario appraisal. Environmental Research Letters [DOI:10.1088/1748-9326/abfeec]

Weblink zum Artikel: https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/abfeec

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Wer wir sind:
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ist eines der weltweit führenden Institute in der Forschung zu globalem Wandel, Klimawirkung und nachhaltiger Entwicklung. Natur- und Sozialwissenschaftler erarbeiten hier interdisziplinäre Einsichten, welche wiederum eine robuste Grundlage für Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft darstellen. Das PIK ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

„Ohne Kerosin Nach Berlin“ – 4.000km Klimaprotest auf dem Rad der Students for Future quer durch Deutschland

Pressemitteilung:

Mehr als 400 Studierende aus über 100 Städten bringen vom 20.08. bis zum 10.09.2021 in der von Students for Future organsierten Aktion “Ohne Kerosin Nach Berlin” bundesweit ihren Klimaprotest mit dem Fahrrad auf die Straße.

Auf sechs Touren werden die Aktivist*innen auf ihren insgesamt 4.000km langen Fahrradkorso die Forderungen nach einer klimagerechten Welt zur anstehenden Bundestagswahl lautstark an die Öffentlichkeit herantragen.

Zusätzlich wird es zahlreiche Einzelaktionen in Städten und an klimarelevanten Orten (Dannröder Forst, Lützerath, Teslawerk Brandenburg, Nord Stream 2, BVG Karlsruhe, u.v.W.) geben. Startpunkte der Demorouten sind: Karlsruhe (20.8.), Flensburg und Oldenburg (21.8.), Essen (22.8), Köln (24.8.), Nürnberg (24.8.) und Leipzig (26.8.). Großes Finale ist die Demo in Berlin am 10.09., gemeinsam mit Fridays for Future Berlin und vielen weiteren Bündnispartner*innen, wo sich die Teilnehmenden dem Klimacamp vor dem Deutschen Bundestag von Fridays for Future anschließen werden.

“Ohne Kerosin Nach Berlin macht lautstark deutlich: Der Klimaprotest lebt. Wir fordern eine friedliche und gemeinsame Gesellschaftsrevolution. Diese muss grundlegend, demokratisch und sozialökologisch gestaltet werden, jetzt! Studierende und viele mehr aus allen Teilen des Landes tragen diese Botschaft nach Berlin.” formuliert Maren Solmecke, Pressesprecherin der Aktion, die Kernbotschaft.

“Wir rufen alle Menschen auf, sich dieser Aktion und unserem Klimaprotest anzuschließen! Jeder und jede kann mit uns gemeinsam oder einem selbstorganisierten OKNB Tiny Tour eine wichtige Stimme des Klimaprotests sein. Wir streben Diskussionen rund um die Klimakrise mit allen Teilen der Bevölkerung an.”, sagt Rahel Meier, bundesweite Pressesprecherin der Students for Future.

Persönliche Ansprechpartner*innen für Rückfragen:

Rahel Meier (0176 82708760) & Moritz Böll (0178 4488367)
E-Mail: presse@oknb.email
www.oknb.de

Unter www.klimabaender.de/oknb gibt es eine detaillierte Übersicht über die Strecke und welche Aktionen wo stattfinden.

Ohne Kerosin Nach Berlin wird unterstützt von Changing Cities, Campact e.V., ADFC Deutschland und der Aktion Klimabänder der Omas for Future. Ohne Kerosin Nach Berlin ist eine Aktion von Students for Future Deutschland, die Studierenden AG von Fridays for Future Deutschland.  

Unter www.oknb-film.de können Sie den Film über die Protestaktion im letzten Jahr bis zum 26.9. sehen.

Lausitzer-Kohle-Rundbrief vom 01. Juli 2021 Brunicowy Rozglěd

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Bundeskontaktstelle Braunkohle des Netzwerkes GRÜNE LIGA
Lausitzer-Kohle-Rundbrief vom 01. Juli 2021 Brunicowy Rozglěd
  Rundbrief vom 1. Juli 2021   1. GRÜNE LIGA kritisiert geplante Entnahme von Spreewasser für das Kraftwerk Jänschwalde – Wasserbewirtschaftungsplan der Bundesländer ignoriert den Kohleausstieg 2. Spiegel und Correctiv ausführlich über den LEAG-Oligarchen 3. Theaterprojekt zu einheimischen Tierarten gastierte im Wald der GRÜNEN LIGA 4. Live-Experiment belegt: Anrainer sind nicht Verursacher des massiven Wasserverlusts vom Pinnower See 5. Wie voll ist der Cottbuser Ostsee denn nun? Der Rundbrief als pdf     GRÜNE LIGA kritisiert geplante Entnahme von Spreewasser für das Kraftwerk Jänschwalde Wasserbewirtschaftungsplan der Bundesländer ignoriert den Kohleausstieg

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Cottbus, 01.07.2021. Das Umweltnetzwerk GRÜNE LIGA kritisiert die geplante Entnahme von Spreewasser für das Kraftwerk Jänschwalde als unverantwortlich. In wenigen Jahren will der Kraftwerks- und Tagebaubetreiber LEAG offenbar beginnen, Wasser aus der Spree zu entnehmen, um es im Kraftwerk Jänschwalde als Kühlwasser zu verbrauchen. Das ergab eine Akteneinsicht der GRÜNEN LIGA beim Landesamt für Umwelt Brandenburg. Die GRÜNE LIGA veröffentlichte heute ihre Stellungnahme zum Umgang mit der Braunkohle in der Wasserbewirtschaftungsplanung der Bundesländer. „Seit Jahren wird darüber diskutiert, wie knapp das Wasser der Spree ist. Nun soll ausgerechnet für weitere Braunkohleverstromung plötzlich Wasser übrig sein. Das ist das Gegenteil dessen, was die Spree dringend braucht!“ sagt René Schuster von der Bundeskontaktstelle Braunkohle der GRÜNEN LIGA.
Weiterlesen   Spiegel und Correctiv ausführlich über den LEAG-Oligarchen Die aktuelle Ausgabe des Spiegels (26/2021) widmet sich in einem zweiseitiges Artikel dem tschechischen Milliardär Daniel Křetinský, dem Eigentümer des EPH-Konzerns und damit der LEAG. Der Artikel „Der Schrotthändler und sein Imperium“ versucht die Strategie des Investors zu beleuchten. Dafür wurde auch eines der wenigen Interviews mit Křetinský geführt, der ansonsten als medienscheu gilt. (Artikel hinter Bezahlschranke) Am 29. Juni veröffentlichte das Recherchenetzwerk Correctiv seine Recherche „Kohleausstieg: Das Milliardengrab der Lausitz“. Hier stehen die Folgekosten der LEAG-Tagebaue im Mittelpunkt, die auf die Steuerzahler*innen abgewälzt zu werden drohen. Neben zahlreichen anonymen Informanten aus Behörden und Ministerien kommt auch Dr. Martin Kühne von der Umweltgruppe Cottbus zu Wort.       Theaterprojekt zu einheimischen Tierarten gastierte im Wald der GRÜNEN LIGA

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Rohne, 27.06.2021. Mehr als 70 Teilnehmer folgten am Sonntag einem Gastspiel von „Fräulein Brehms Tierleben“ im Waldstück der GRÜNEN LIGA bei Rohne (Landkreis Görlitz). In dem einzigartigen Theater erfuhren die Zuschauer*innen in leichter und spielerischer Art mehr über heimische Tierarten. Die Schauspielerin Barbara Geiger führte unter anderem ihre Performance vom „Regenwurm, König der Tiere“ zur Freude der großen und kleinen Gäste auf. Mitwirkende wie Gäste machten dabei auch deutlich, dass sie die geplante Abbaggerung des Waldes nicht mehr nachvollziehen können. Mit der sächsischen Landtagsabgeordneten Antonia Mertsching (DIE LINKE) und Heide Schinowsky von den Brandenburger Bündnisgrünen haben sich auch zwei Politikerinnen vor Ort über die aktuellen Entwicklungen informiert. „Seit mehr als einem Jahr organisieren wir Veranstaltungen auf unserer Waldlichtung. Wir freuen uns über die positive Resonanz und die heitere Atmosphäre. Leider fand die Theatervorstellung vor einem ernsten Hintergrund statt. Für uns ist es unverständlich, dass am Donnerstag im Bundestag die Klimaneutralität bis 2045 beschlossen wurde, aber dieser Wald immer noch für Kohleabbau vernichtet werden soll.“, sagt die Organisatorin Rebekka Schwarzbach von der Umweltgruppe Cottbus der GRÜNEN LIGA.
Weiterlesen   Live-Experiment belegt: Anrainer sind nicht Verursacher des massiven Wasserverlusts vom Pinnower See

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(Pressemitteilung Bündnis90/Die Grünen Spree-Neiße, gekürzt:) Trotz Einleitung von Grundwasser sinkt der Wasserstand vom Pinnower See auch weiterhin dramatisch. Verursachen die Anrainer den Wasserverlust des Sees im Umfeld des Tagebaus Jänschwalde, wie es jüngst von Behördenseite hieß? Dieser Frage gingen Vertreter der Lausitzer Bündnisgrünen, der Kirchengemeinde Guben, der Siedlergemeinschaft sowie ein Kreistagsabgeordneter am Mittwoch in einem Live-Experiment nach. Mit einem maßstabsgerechten Modell wurden die bergrechtlich angeordnete Wassereinleitung des Bergbaubetreibers, der Wasserverlust des letzten Jahres sowie der Wasserverbrauch der Siedler veranschaulicht bzw. ins Verhältnis gesetzt: Die innerhalb eines Jahres eingeleitete Wassermenge entspricht bezogen auf die Seefläche einer Wasserhöhe von ca. 1,40 m. Der Wasserstand des Sees hat sich jedoch nicht erhöht, sondern liegt inzwischen sogar niedriger als vor Beginn der Maßnahme. Der Wasserverbrauch durch die See-Anrainer entspricht nach großzügigen Schätzungen in etwa einer Wasserhöhe von 31 mm. Dem Wasserverlust von über 1,40 Meter stehen somit 31 mm Wasserverbrauch der Anrainer gegenüber.
Weiterlesen   Wie voll ist der Cottbuser Ostsee denn nun?

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Zum Füllstand des Cottbuser Ostsees hat sich die LEAG ihre Kommunikation geändert. Neben der maximal irreführenden Angabe der Füllhöhe wird nun auch eine Wassermenge angegeben, derzufolge der See inzwischen zu 23% gefüllt sei. Warum auch diese Zahl irreführend ist, lässt sich schnell erklären:
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Lausitzer-Kohle-Rundbrief vom 31. Mai 2021 Brunicowy Rozglěd

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Lausitzer-Kohle-Rundbrief vom 31. Mai 2021 Brunicowy Rozglěd
Proschimer Bürger*innen und GRÜNE LIGA nehmen Stellung zu Braunkohle-Beihilfen LEAG kann nicht für fremdes Eigentum entschädigt werden
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Mehrere Einwohner*innen von Proschim sowie das Umweltnetzwerk GRÜNE LIGA haben in einer Stellungnahme an die EU-Kommission die geplanten Milliardenentschädigungen für den Kohleausstieg kritisiert. Die LEAG könne nicht für die Verschonung fremden Eigentums entschädigt werden. Die EU-Kommission hatte zuvor starke Zweifel an der im deutschen Kohleausstiegsgesetz vorgesehenen Zahlung von 1,75 Milliarden Euro an die LEAG angemeldet. Vor einer Entscheidung können bis zum 7. Juni alle Beteiligten Stellung nehmen. „Die Angaben der LEAG gegenüber der Europäischen Kommission zeigen endgültig, dass wir Proschimer Bürgerinnen und Bürger nur noch als Spekulationsobjekt missbraucht wurden, um für ein längst unrealistisch gewordenes Bergbauprojekt noch eine Milliardenentschädigung zu erlangen. Statt Staatsgeldern an den Bergbaukonzern müsste die LEAG uns Betroffene für die jahrzehntelang fehlende Planungssicherheit entschädigen.“ sagt Günter Jurischka, der einer der Unterzeichner des Briefes ist.
Weiterlesen   Klimaskeptische Aussagen bei Tagung an der BTU Cottbus Der Wasser-Cluster Lausitz e.V. lud am 12. März 2021 an der BTU Cottbus zur „Wasserkonferenz Lausitz“ ein, bei der auch WCL-Vorstandsmitglied Dr. Christoph Gerstgraser einen Vortrag hielt. Dr. Gerstgraser versuchte dabei, den menschengemachten Klimawandel zu relativieren und verwies auf Einflüsse von außerhalb der Atmosphäre. Einer Cottbuser Studentin erschienen Gerstgrasers Thesen zum Klimawandel merkwürdig, sie fragte im Blog des renommierten Klimaforschers Stefan Rahmstorf nach. „Das ist Unsinn“ lautet die deutliche Bewertung des Klimawissenschaftlers. Unten beide Aussagen im O-Ton.
Weiterlesen   Widerspruch von Deutsche Umwelthilfe und GRÜNE LIGA: Zulassung des Tagebaus Jänschwalde muss erneut auf den Prüfstand Berlin/Cottbus 03.05.2021: Deutsche Umwelthilfe (DUH) und GRÜNE LIGA halten die Weiterbetriebszulassung für den Braunkohletagebau Jänschwalde für rechtswidrig. Die DUH hat deshalb heute mit Unterstützung der GRÜNEN LIGA beim Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) ihre Widerspruchsbegründung eingereicht. Zuvor hat das LBGR bereits einräumen müssen, dass der Wasserentzug aus dem in der Nähe des Braunkohletagebaus gelegenen Pinnower Sees nicht gestoppt werden konnte. Damit muss die brandenburgische Bergbehörde die Rechtsmäßigkeit nun erneut prüfen. „Wir halten die aktuelle Betriebszulassung für rechtswidrig. So hat sich gezeigt, dass die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) den vom Tagebau verursachten Wasserentzug aus dem Pinnower See nicht unter Kontrolle hat. Die Auswirkungen des Tagebaus auf Eichenbestände und geschützte Tierarten wurden auch nur ungenügend geprüft. Das Bergamt muss jetzt die Rechtmäßigkeit der Tagebauzulassung im Licht der aktuellen Erkenntnisse überprüfen“, sagt Cornelia Nicklas, Leiterin Recht der DUH. Im Jahr 2018 hatte die Bergbehörde die LEAG dazu aufgefordert, in mehrere Seen Wasser einzuleiten, um die durch den Tagebau bewirkte Grundwasserabsenkung auszugleichen. Bis zum Frühjahr 2021 sollte der Wasserstand des Jahres 2010 wieder erreicht sein. Doch vor allem im Pinnower See sank der Wasserstand trotz umfangreicher Einleitung weiter.
Weiterlesen   Kirchengemeinde begrüßt Widerspruch von DUH/GL gegen Weiterbetriebszulassung des Braunkohletagebaus Jänschwalde (Pressemitteilung der ev. Kirchengemeinde Region Guben) Die Ev. Kirchengemeinde Region Guben begrüßt den Widerspruch der Deutsche Umwelthilfe (DUH) und GRÜNE LIGA gegen die Weiterbetriebszulassung des Braunkohletagebaus Jänschwalde. Dem Abbau von Braunkohle im Tagebau Jänschwalde stehen immense Schäden an Natur, Umwelt und Wasserhaushalt gegenüber, die allesamt gegen europäische Richtlinien verstoßen, wie dem Schutz von Flora-Fauna-Habitaten (FFH-Gebiete) und dem verbindlichen Grundwasserverschlechterungsverbot. In Übereinstimmung zu den Umweltverbänden bewertet die Ev. Kirchengemeinde Region Guben die Weiterbetriebszulassung des Tagebaus Jänschwalde als rechtswidrig.
Weiterlesen   Frühling in unserem Wald Im bis 2037 gepachteten Wald bei Rohne ist nach wie vor die Wildkamera im Einsatz, um allen Interessierten einen Eindruck vom Leben auf „unserer“ Waldlichtung zu vermitteln. Im Frühjahr sind uns da wieder ein paar gute Bilder gelungen!
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PIK: Von Tag zu Tag schwankendes Wetter bremst die Wirtschaft

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK)

09.02.2021 (Sperrfrist abgelaufen)



Wenn die Temperatur von Tag zu Tag stark schwankt, wächst die Wirtschaft weniger . Durch scheinbar kleine Veränderungen kann der Klimawandel so starke Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben. Das zeigen Daten, die Forscher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), der Columbia University und dem Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) analysiert haben. In einer neuen Studie in Nature Climate Change stellen sie in einem Zeitraum von 40 Jahren die beobachteten täglichen Temperaturschwankungen den Wirtschaftsdaten von mehr als 1.500 Regionen weltweit gegenüber – mit verblüffenden Ergebnissen.

„Wir wissen schon länger, dass Veränderungen der Jahresmitteltemperatur das gesamtwirtschaftliche Wachstum beeinflussen“, erklärt Erstautor Maximilian Kotz vom PIK. „Doch nun zeigen wir erstmals, dass die täglichen Temperaturschwankungen, also die kurzfristige Variabilität, einen erheblichen Einfluss hat. Pro Grad Variabilitätsänderung reduziert sich das Wirtschaftswachstum im Durchschnitt um fünf Prozentpunkte.“

Besonders betroffen: Einkommensschwache Regionen

Besonders betroffen sind die Volkswirtschaften in einkommensschwachen Regionen des globalen Südens, wie Ko-Autorin Leonie Wenz vom PIK erklärt: „Wir stellen fest, dass die Vertrautheit mit Temperaturschwankungen wichtig ist: Volkswirtschaften in Kanada oder Russland, wo die durchschnittliche monatliche Temperatur innerhalb eines Jahres um mehr als 40°C schwankt, scheinen besser darauf vorbereitet zu sein. Sie gehen mit täglichen Temperaturschwankungen besser um, als Regionen in niedrigen Breitengraden wie Teile Lateinamerikas oder Südostasiens, wo die saisonalen Temperaturunterschiede nur 3°C betragen können. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Landwirte und Kleinunternehmer in höheren Breitengraden Widerstandskraft gegen Temperaturschwankungen aufgebaut haben.“

„Zudem schützt das Einkommen vor Verlusten“, so Wenz weiter. „Selbst bei ähnlichen Breitengraden ist die Wirtschaft in armen Regionen bei täglichen Temperaturschwankungen stärker betroffen als in reichen Regionen.“ Wenn die Tagestemperatur von den saisonalen Erwartungen abweicht, zieht das grundlegende Aspekte der Wirtschaft in Mitleidenschaft – Ernteerträge, Betriebskosten und die Gesundheit von Menschen.

Die tatsächlichen Kosten des Klimawandels

Die Forscher verglichen die tägliche Temperaturvariabilität der Jahre zwischen 1979 und 2018 mit den entsprechenden regionalen Wirtschaftsdaten und analysierten insgesamt 29.000 Einzelbeobachtungen. „Schnelle Temperaturvariabilität ist etwas ganz anderes als langfristige Veränderungen“, erklärt Co-Autor Anders Levermann vom PIK und der Columbia University, New York.

„Das eigentliche Klimaproblem ist das unerwartete Wetterchaos. Ganz einfach, weil es schwieriger ist, sich darauf einzustellen. Die Wirtschaft und auch die Landwirtschaft auf der ganzen Welt hat begonnen, sich auf den Klimawandel einzustellen. Aber was ist, wenn das Wetter einfach unberechenbarer und unvorhersehbarer wird? Wir zeigen, dass unbeständiges Wetter die Wirtschaft bremst. Politische Entscheidungsträger und die Industrie müssen dies berücksichtigen, wenn sie über die tatsächlichen Kosten des Klimawandels diskutieren.“

Artikel: Maximilian Kotz, Leonie Wenz, Annika Stechemesser, Matthias Kalkuhl, Anders Levermann (2021): Day-to-Day Temperature Variability Reduces Economic Growth. Nature Climate Change. [DOI: 10.1038/s41558-020-00985-5]

Weblink zum Artikel: https://www.nature.com/articles/s41558-020-00985-5

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Meeresspiegelanstieg: Stabilitäts-Check der Antarktis offenbart enorme Risiken

Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung

23.09.2020 (Sperrfrist abgelaufen)

Je wärmer es wird, desto rascher verliert die Antarktis an Eis – und viel davon wohl für immer. Die Folgen für die weltweit an Küsten gelegenen Städte und das Kulturerbe könnten langfristig verheerend sein, von London bis Mumbai, von New York bis Shanghai. Dies hat ein Team des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der Columbia University und der Universität Potsdam in einer jetzt in Nature als Titelgeschichte veröffentlichten Studie herausgefunden. Darin untersuchen sie die Stabilität des Antarktischen Eisschilds bei fortschreitender globaler Erwärmung. In rund einer Million Stunden Computerrechenzeit zeigen ihre beispiellos detaillierten Simulationen, wo genau und bei welcher Erwärmung der Eisschild instabil wird und große Teile schließlich schmelzen oder in den Ozean abrutschen würden. Dabei zeigt sich ein komplexes Zusammenspiel beschleunigender und moderierender Effekte. Die wichtigste Erkenntnis der Forscher ist, dass ein ungebremster Klimawandel gravierende langfristige Folgen haben wird: Bei anhaltenden Temperaturen von 4 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau könnte allein das Schmelzen in der Antarktis zu einem globalen Meeresspiegelanstieg von mehr als sechs Metern führen.

„Das Eis der Antarktis speichert mehr als die Hälfte des Süßwassers der Erde, gefroren in einer fast 5 Kilometer dicken Eisschicht“, erklärt Ricarda Winkelmann, Forscherin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Leitautorin der Studie. „Wenn sich das umgebende Meerwasser und die Atmosphäre durch den Treibhausgas-Ausstoß des Menschen erwärmen, wird die weiße Kappe am Südpol instabil. Aufgrund ihrer schieren Größe hat die Antarktis ein erhebliches Potenzial, den Meeresspiegel weltweit langfristig anzuheben: Wir stellen fest, dass bereits bei einer anhaltenden Erwärmung von 2 Grad Celsius das Abschmelzen und der beschleunigte Eisabfluss in den Ozean letztlich zu einem Anstieg des globalen Meeresspiegels um 2,5 Meter führen würde. Bei 4 Grad beträgt er langfristig 6,5 Meter, und bei 6 Grad fast 12 Meter.“

Langfristiger Eisverlust: nicht schnell, aber für immer

Der Titel der Studie bezieht sich auf das komplexe physikalische Phänomen der Hysterese, mit dem eine Unumkehrbarkeit des Eisverlusts einhergeht. Anders Levermann, Ko-Autor und Forscher am PIK und an der Columbia-Universität: „Die Antarktis ist im Grunde unser ultimatives Erbe aus vergangenen Zeiten der Erdgeschichte. Der Kontinent ist seit mehr als 34 Millionen Jahren von Eis bedeckt. Nun zeigen unsere Simulationen, dass das Eis, wenn es einmal verloren ist, nicht wieder zurückwächst. Tatsächlich müssten die Temperaturen auf das vorindustrielle Niveau fallen, um den antarktischen Eisschild vollständig wiederherzustellen – ein höchst unwahrscheinliches Szenario. Mit anderen Worten: Was wir jetzt in der Antarktis verlieren, ist für immer verloren.“

Die Gründe für diese Unumkehrbarkeit liegen in den selbstverstärkenden Mechanismen, die bei fortschreitender Erwärmung im Eis angestoßen werden. Ko-Autor Torsten Albrecht erläutert: „In der Westantarktis zum Beispiel ist die Hauptursache für den Eisverlust warmes Ozeanwasser, das zu einem stärkeren Schmelzen unter den Schelfeismassen führt, was wiederum den auf Land aufliegenden Eisschild destabilisieren kann. Dadurch rutschen Gletscher von der Größe Floridas in den Ozean. Sobald in der globalen Mitteltemperatur eine Schwelle von sechs Grad über dem vorindustriellen Niveau erreicht wird, überwiegen das Schmelzen und damit zusammenhängende verstärkende Rückkopplungen an der Eisoberfläche: Sinkt die Eisoberfläche langsam in niedrigere Lagen, führt die wärmere Umgebungsluft zu verstärktem Schmelzen des Eises – so wie wir es bereits auf Grönland beobachten.“

Unser Handeln heute entscheidet über die Zukunft von Hamburg, Tokio, New York

Der Eisverlust und das Abschmelzen in der Antarktis haben sich in den letzten Jahrzehnten deutlich beschleunigt. In der Studie geht es allerdings ausdrücklich nicht um die Zeitskalen, sondern vielmehr darum, die kritischen Temperaturschwellen zu quantifizieren, bei denen Teile des antarktischen Eisschildes instabil werden. Winkelmann erläutert zu diesem Ansatz: „Letztlich ist es das Verfeuern von Kohle und Öl, das die heutigen und zukünftigen Treibhausgasmengen bestimmt – und damit auch, ob und wann kritische Temperaturwerte in der Antarktis überschritten werden. Auch wenn der Eisverlust langfristig passiert, die entsprechende Menge von CO2 in unserer Atmosphäre, die diesen Eisverlust auslöst, könnten wir schon in naher Zukunft erreichen. Unser Handeln heute entscheidet darüber, ob wir die Erwärmung stoppen. Das Schicksal der Antarktis liegt also wirklich in unseren Händen – und damit auch das unserer Städte und unseres Kulturerbes auf der ganzen Welt, von der Copacabana in Rio de Janeiro bis zum Opernhaus in Sydney. Diese Studie ist damit ein weiteres Ausrufezeichen hinter dem Pariser Klima-Abkommen: Wir müssen die globale Erwärmung unter zwei Grad halten!“

Levermann fügt hinzu: „Wenn wir das Pariser Abkommen aufgeben, geben wir Hamburg auf, und Tokio und New York.“

Artikel: Julius Garbe, Torsten Albrecht, Anders Levermann, Jonathan F. Donges, Ricarda Winkelmann (2020): The hysteresis of the Antarctic Ice Sheet. Nature [DOI:10.1038/s41586-020-2727-5]

Weblink zum Artikel nach Veröffentlichung: https://www.nature.com/articles/s41586-020-2727-5

Weblink zu animierter Grafik (Video): https://www.youtube.com/watch?v=hOQK1BUuseY

Anbei auch ein Foto von Torsten Albrecht (PIK) zur Verwendung mit Quellenangabe: Adélie-Pinguine auf einem Eisberg im Weddellmeer, Antarktis. Einen Ausschnitt davon wird Nature für die Titelgeschichte nutzen.

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82 Monate Wald und Dorfspaziergänge – Valentin in Keyenberg – Lockdown für Kohle unter schwierigen Umständen

Liebe Wald- und Naturschützer*innen, Pressevertreter*innen, Mitmenschen…

der 81. monatliche Spaziergang ist Geschichte, wer ihn zu Hause nacherleben möchte, hier ein Video dazu, Danke Gabor für die Begleitung:

es war anders, den Umständen geschuldet. Aber der vergangene Sonntag hat uns auch darin bestärkt, weiter zu machen. Bis der letzte Bagger steht, bis das letzte Dorf gerettet ist, bis das Lügen und Betrügen in Sachen Kohleausstieg ein Ende hat.

Zeitgleich zum Waldspaziergang fand ein berührender Gottesdienst in Keyenberg statt, mehr als einhundert Menschen zeigten dort, dass sie weiter für den Erhalt der Kirche und der Dörfer kämpfen werden. Fotos und eine Presseerklärung dazu auf:

Danke an alle Menschen, die am Hambacher Wald und in Keyenberg waren, das gibt Mut für die kommenden Wochen.

Ein von der Bundesregierung in Auftrag gegebenes Gutachten stellt fest, dass der Bedarf an Braunkohle bis zum endgültigen Kohleausstieg gedeckt werden kann, ohne weitere Dörfer zu vernichten und Menschen zu vertreiben. Was macht die Regierung mit dem Gutachten? Sie veröffentlicht es einfach nicht! Ein handfester Skandal, der aber wie viele andere Themen medial gerade wegen Corona komplett untergeht. Unter normalen Umständen müsste dieses Vorgehen zum Rücktritt des zuständigen Wirtschaftsministers und seiner Mitwisser führen.

Ein Kommentar im WDR bringt auf den Punkt, wie wichtige Informationen bewusst zurück gehalten werden:

https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/braunkohle-garzweiler-doefer-gutachten-kommentar-100.html

Ein passender Film vorgestern in Westpol, ab Minute 17:

https://www.ardmediathek.de/wdr/video/westpol/westpol/wdr-fernsehen/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTEwNTBhYzNhLTgwZmQtNDNhOS04MDg2LTM1ZmU3OTZiYjBjMw/

Es wird gelogen und betrogen, die betroffenen Menschen und die Öffentlichkeit werden hinters Licht geführt, ohne Rücksicht werden die wirtschaftlichen Interessen eines Konzerns mit Zähnen und Klauen durchgesetzt. Von einer großen Koalition von Altmeier bis Laschet, von RWE bis zur Pfarre Christkönig in Erkelenz.              

Mit Billigung und tatkräftiger Unterstützung unseres „Landesvaters“ werden Wohnhäuser imbewohnten Lützerath zerstört, werden Menschen vertrieben…  und jetzt steht auchg noch die Entwidmung der Kirche in Keyenberg bevor, völlig ohne Not, im vorrauseilenden Gehorsam, noch vor der neuen Leitentscheidung…    was bedeutet nochmal das „C“ im Parteinamen?

Hier ein kurzer Film zur anscheinend unerschütterlichen Kumpanei zwischen Konzern und Politik, danke Greenpeace:

Das alles bedeutet: Wir werden nicht aufgeben, wir machen weiter. Der Kohleausstieg bleibt Handarbeit. Gelegenheit dazu gibt es  genug.

Sonntag, 14. Februar, 82 (!) Monate Wald- und Dorfspaziergänge – diesmal wieder in Keyenberg und Kuckum

Selbstverständlich unter Einhaltung aller dann geltenden Regeln und Auflagen, das bedeutet aber nicht, dass wir uns zurück ziehen, dass wir still werden, dass wir nicht mehr zu sehen sind. Ganz im Gegenteil.

Treff- und Startpunkt ist die Grünfläche hinter der Kirche in Keyenberg/Plektrudisstraße, 11.30 Uhr Treffen, 12.00 Uhr Beginn

Ein paar links, um nochmals zu zeigen, was in den Dörfern auf dem Spiel steht:

Interview mit Norbert Winzen aus Keyenberg:

Ingo Bajerke führt durch die Keyenberger Kirche…

wenn mensch sehen will, was NRWE aus einem gewachsenen Heimatort macht…   danke Jan Böhmermann

youtu.be/bXxFwXG_sBA #festundflauschig

und bitte schon mal die nächsten Spaziergänge in den Kalender eintragen, natürlich unter Vorbehalt: 14. März Hambacher Wald, 11. April Dörfer, 9. Mai/Muttertag – das Jubiläum – 6 Jahre Waldspaziergang Hambacher Wald

Zum Schluss noch eine ganz frische Petition für den Erhalt der wunderbaren Kirche in Keyenberg, bitte massenhaft unterzeichnen, danke.

https://www.change.org/p/bistum-aachen-und-landesregierung-nrw-keine-entwidmung-der-sch%C3%B6nen-heilig-kreuz-kirche-in-keyenberg

weitere aktuelle Informationen, Fotos und mehr auf

Wir halten Sie/Euch auf dem Laufenden, unter anderem auf www.naturfuehrung.com

bis bald, im Wald, in den Dörfern, auf den Straßen oder vor den Baggern,

Eva Töller, Michael Zobel, Alle Dörfer bleiben und viele Unterstützer*innen

Experteneinschätzung: Der Weg des geringsten Widerstands verfehlt das EU-Klimaziel

Eine Pressemitteilung des Kopernikus-Projekts Ariadne 

09.12.2020


Versteckte Risiken und Chancen zu den EU-Szenarien zum 55%-Ziel 2030

Wenn die Europäische Union ab Donnerstag über ein ehrgeizigeres EU-Klimaziel 2030 auf dem Weg zur Klimaneutralität 2050 entscheidet, geht es dabei um mehr als um eine bloße Willensbekundung zu größeren politischen Anstrengungen. Die Zielsetzung überformt auch die deutsche Klimapolitik. Expertinnen und Experten des Kopernikus-Projekts Ariadne zur Energiewende haben jetzt zentrale Szenarien der EU-Kommission durchleuchtet. Setzt die EU weiter auf einen bunten Mix von Instrumenten ohne klares Konzept für deren Zusammenspiel, läuft sie Gefahr, an ihren neuen Zielen zu scheitern, zeigt die Analyse.

Drei Politikpfade in Form unterschiedlicher Szenarien sieht die EU-Kommission als zielführend und hat sie zur Debatte gestellt: Die EU könnte entweder regulative Maßnahmen verstärken, insbesondere durch eine starke Intensivierung der Politiken im Erneuerbaren Energien- und Energieeffizienzbereich. Sie könnte auch die CO2-Bepreisung durch Einführung eines Emissionshandels in den Bereichen Transport und Gebäude sowie für kleinere Industrieanlagen zum zentralen Leitinstrument machen. Oder sie könnte mit dem bisherigen Politikmix voranschreiten, in dem regulative Maßnahmen verstärkt werden, während der bestehende Emissionshandel für große Energie- und Industrieanlagen um einzelne Sektoren erweitert wird oder ein zweiter, neuer Emissionshandel parallel aufgebaut wird. Jetzt haben Forschende aus dem BMBF-geförderten Kopernikus-Projekt Ariadne diese Politikpfade zum 55-Prozent-Ziel bis 2030 auf zwei entscheidende Faktoren untersucht: einerseits die kurzfristige Umsetzbarkeit und andererseits die langfristige Wahrscheinlichkeit der Zielerfüllung der Pfade. 

 „Alles auf Regulierung“ oder „Alles auf CO
2-Bepreisung“?

In dem Regulierungs-Szenario würde die EU ihre Maßnahmen bei Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien intensivieren. „Dieser Pfad kann tiefe Eingriffe in nationale Energiestrukturen bewirken. In einem solchen Fall hat die EU bei Vorbehalten der Mitgliedstaaten nicht die rechtliche Kompetenz, diese Maßnahmen zu erlassen“, erklärt die Politikwissenschaftlerin und Professorin Michèle Knodt von der TU Darmstadt, Mitglied des Ariadne-Konsortiums und Direktorin des Jean Monnet Centre of Excellence „EU in Global Dialogue“. Allerdings biete dieses Szenario eine hohe Wahrscheinlichkeit der langfristigen Zielerfüllung: „Das Regulierungs-Szenario kann als ein in sich schlüssiges Gesetzespaket durch das Leitinstrument der EU-weiten Ziel- und Maßnahmenverschärfungen im Bereich der Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz funktionieren. Voraussetzung ist aber, dass die bisherigen Durchsetzungsmechanismen der EU-Kommission gegenüber den Mitgliedstaaten, etwa durch Sanktionsmechanismen, verschärft werden.“

In dem preisbasierten Szenario der EU-Kommission würde der CO2-Preis etwa durch einen stark ausgeweiteten Emissionshandel mit den neuen Sektoren Schifffahrt (intra-EU), Gebäude und Verkehr zum zentralen Leitinstrument. Dieser Pfad ist herausfordernd, weil die Politik und letztlich die Wirtschaft bereit sein müssen, gegebenenfalls sehr hohe CO2-Preise zu akzeptieren. „Diese Hürden ließen sich jedoch durch eine faire und sozial gerechte Ausgestaltung der CO2-Bepreisung überwinden. Gäbe es vor diesem Hintergrund in der EU die Bereitschaft für hohe CO2-Preise, überzeugt ein einheitlicher CO2-Preis über alle Mitgliedstaaten und Sektoren hinweg als schlüssiges kosteneffizientes Leitinstrument bei hoher Glaubwürdigkeit in der Zielerfüllung“, sagt der Klimaökonom und Professor Ottmar Edenhofer, Leiter des Projekts Ariadne und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung sowie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change.  

Zügig weiter auf dem Mittelweg? Der gewohnte Politikmix läuft Gefahr, sein Ziel zu verfehlen

„Als Mittelweg erscheint eine Veränderung des vertrauten Instrumenten-Mix als der Pfad, der kurzfristig am leichtesten in der EU durchsetzbar sein dürfte. Doch der Weg des geringsten Widerstands könnte langfristig Risiken bergen“, erläutert die Juristin und Professorin Sabine Schlacke von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Mitglied des Ariadne-Konsortiums. Ein Politikmix-Szenario funktioniere nur, wenn die sich teilweise überlappenden und unter Umständen auch gegenläufigen Instrumente und Durchsetzungsmechanismen für die Einhaltung der Ziele aufeinander abgestimmt werden. „Werden diese Inkohärenzen nicht adressiert und vorausschauend in das EU-Politikpaket eingearbeitet, bietet ein Mix am Ende nicht das Beste aus zwei Politikwelten, sondern führt im Gegenteil durch einander behindernde Maßnahmen am Klimaziel vorbei“, fasst Schlacke zusammen.

Ein glaubwürdiger Politikmix sollte deshalb nach einem klaren Regulierungsprinzip an den Klimaschutzzielen und aufeinander abgestimmten Instrumenten ausgerichtet werden, so die Einschätzung der Expertinnen und Experten des Kopernikus-Projekts Ariadne. Etwa entlang eines Leitinstruments zur Emissionsreduktion wie der CO2-Bepreisung, an dem regulatorisch flankierende Instrumente gezielt nicht erfasste Hemmnisse wie etwa den beschleunigten Ausbau der Infrastruktur adressieren. Letztlich sollte ein Politikmix auch mit einem kontinuierlichen Anpassungsmechanismus ausgestattet werden, der die Zielerfüllung regelmäßig überprüft, fortentwickelt und sich an veränderte Rahmenbedingungen anpasst, etwa durch einen unabhängigen wissenschaftlichen Beirat. Für die Reform des regulatorischen Rahmens, für die die EU Kommission im nächsten Jahr erste Vorschläge vorlegen will, sollte dies dringend berücksichtigt werden, schließen die Fachleute. Sonst könnte der gerade erst mit dem Green Deal eingeschlagene Weg bereits auf den ersten Metern scheitern.

Weitere Informationen:

Michèle Knodt, Michael Pahle, Nils aus dem Moore, Ottmar Edenhofer, Ulrich Fahl, Benjamin Görlach, Mirjam Kosch, Fabian Pause, Grischa Perino, Sabine Schlacke, Matthias Duwe, Luke Haywood, Brigitte Knopf, Miriam Köster, Thorsten Müller, Robert Pietzcker, Eva-Maria Thierjung, Maximilian Wilner (2020): Wegmarken für das EU-Klimaziel. Versteckte Risiken und Chancen der Szenarien der EU-Kommission für den Pfad zur Klimaneutralität. Ariadne-Kurzdossier.

Weblink zum Kurzdossier: https://www.pik-potsdam.de/ariadne/kurzdossier_eu-klimaziel2030
  Kontakt für Medien:
Sarah Messina
Leitung Kommunikation Ariadne
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
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E-Mail: ariadne-presse@pik-potsdam.de
Folgen Sie dem Ariadne-Faden auf Twitter @AriadneProjekt

PIK STATEMENT zu 2020 als rekordwarmes Jahr, laut Daten von EU Copernicus

Heute hat der EU Copernicus Climate Change Service darüber informiert, dass 2020 in Europa ein rekordwarmes Jahr war – weltweit ist es so warm gewesen wie das bisherige Rekordjahr 2016.

Dazu der Erdsystemwissenschaftler Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung:

„Es geht nicht darum, dass ein Jahr rekordwarm war – es geht um den Trend der Erwärmung, angetrieben durch Treibhausgase aus fossilen Brennstoffen. Wir blicken zurück auf ein erschreckend warmes Jahrzehnt, mit einer erschreckenden Menge von Extremereignissen: Dürren in den USA, Buschbrände in Australien, die Liste ist lang. Die Wissenschaft zeigt sehr klar, dass wir unsere eigenen Lebensgrundlagen gefährden, wenn wir unseren Planeten weiter aufheizen; nie zuvor in der Geschichte der menschlichen Zivilisation hatten wir eine solche Erwärmung. Während jährliche Temperaturen schwanken können, wird der Erwärmungstrend weitergehen, wenn wir unseren Ausstoß von CO2 nicht rasch reduzieren. Wir können die Reduzierung schaffen, aber wir müssen wirklich jetzt damit anfangen.“

+++ Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an das PIK-Pressebüro:
Jonas Viering, Mareike Schodder, Juliane Otto, Till Wäscher
Phone: +49 331 288 25 07
E-Mail: press@pik-potsdam.de